Dass Villeroy & Boch im vergangenen Jahr bei einem Umsatzplus von 18 Prozent den höchsten Gewinn vor Zinsen und Steuern seit seinem Gang an die Börse im Jahr 1990 erzielt hat, hat DER AKTIONÄR bereits berichtet. Nun legt Vorstand Frank Göring nach: Auch im laufenden Jahr will der Traditionskonzern weiter wachsen – organisch, aber möglicherweise auch durch Zukäufe. Die Aktie kratzt weiter am Allzeithoch.
„Der Konzern hat ein neues Niveau erreicht und ist gut für 2022 und die Folgejahre gerüstet“, so Göring bei der Vorlage der Zahlen für 2021. Die positive Entwicklung gehe nicht nur auf einen Bauboom und den Trend zur Neuausstattung oder Renovierung des eigenen Zuhauses in der Corona-Pandemie zurück. Villeroy und Boch habe auch davon profitiert, dass er schon seit Jahren auf digitale Geschäfte und digitale Vermarktung gesetzt habe.
In der Pandemie hätte sich das Konsumverhalten der Verbraucher „massiv und nachhaltig in Richtung Nutzung digitaler Medien“ verschoben. „Und da sind wir eben sehr gut vorbereitet gewesen“, sagte Göring. Hinzu komme, dass Villeroy und Boch sich in den vergangenen Jahren auch in seinen Strukturen neu aufgestellt habe: Das Unternehmen mit seinen zwei Bereichen Bad und Wellness sowie Dining und Lifestyle arbeite nun "verschlankt und fokussiert“.
Zur Erinnerung: Das Unternehmen hat im abgelaufenen Geschäftsjahr seinen Umsatz um 18 Prozent auf 945 Millionen Euro gesteigert. Auch im operativen Konzernergebnis (EBIT) wurde das Jahr mit einem Rekordwert von rund 92 Millionen Euro abgeschlossen. Das Ergebnis unterm Strich wurde um 164 Prozent auf 60,5 Millionen Euro mehr als verdoppelt.
Im laufenden Geschäftsjahr stellt Göring ein Umsatzplus von fünf bis sechs Prozent in Aussicht. Beim EBIT rechnet er mit einem Wachstum zwischen fünf und zehn Prozent. Es sei allerdings zu erwarten, dass weitere Versorgungsengpässe und damit verbundene Preissteigerungen bei Energie, Frachten und Rohstoffen das Jahr beeinflussten, so der Vorstand.
Ebenfalls interessant: Übernahmen steht Göring offen gegenüber. Man schaue sich regelmäßig um. „Da ist schon bisschen Geld in der Kasse, um uns da strategisch zu verstärken. Und ja, das wollen wir tun.“ Über konkrete Pläne könne er aber nicht sprechen. Nur so viel: „Wir haben Interesse an unterschiedlichen Targets.“ Und: Mit dem Konkurrenten Ideal Standard gebe es „momentan kein Gespräch“.
Der Ausblick erscheint gewohnt konservativ: Die Aktie konsolidiert seit Oktober 2021 die vorangegangene Aufwärtsbewegung. Mit einem 2022er-KGV von 13 und einer Dividendenrendite von knapp drei Prozent spricht vieles für eine Trendfortsetzung. Mit dem Sprung über das 2021er-Hoch bei 24,80 Euro würde das passende technische Kaufsignal geliefert. Nächstes Ziel: 30 Euro.
(Mit Material von dpa-AFX)