Der Private-Equity-Investor hat seine Beteiligung Special Melted Products (SMP) erfolgreich an Cogne Acciai Speciali (CAS) verkauft. Den Münchnern fließen 150 Mio. Euro und damit rund 30 % des aktuellen Börsenwertes zu. Im Exklusiv-Interview mit DER AKTIONÄR verrät Mutares-CIO Johannes Laumann, was mit der frischen Liquidität passiert und welche Hoffnungen sich die Aktionäre nach der frischen Ankündigung einer jährlichen Mindestdividende in Höhe von 2,00 Euro je Aktie noch machen dürfen.
DER AKTIONÄR: Herr Laumann, der Exit bei Special Melted Products ist erfolgreich abgeschlossen. Die britischen Behörden haben den Deal fast vier Monate lang geprüft, woran hat es gehakt?
Johannes Laumann: Die Prüfung ist dem normalen Prozess gefolgt. Sämtliche Fragen an die Gesellschaft, den Käufer und uns als Verkäufer wurden beantwortet. Die zeitliche Komponente war gegebenenfalls auch durch die Sommermonate und Urlaubszeit geprägt.
Wann wird das Geld vom Verkäufer auf das Mutares-Konto fließen?
Johannes Laumann: Das Geld ist bereits eingegangen. Es gibt auch keine erfolgsabhängigen Bestandteile, sodass das Closing vollumfänglich erfolgt ist.
Ein Teil der Exit-Erlöse aus SMP wurde bekanntlich bereits für die jüngste Dividende mehr oder weniger im Voraus verplant. Was passiert mit dem – deutlich größeren – Restbetrag? Wieviel davon wird in die Dividende für 2023 fließen, welcher Teil in den weiteren Portfolioausbau?
Johannes Laumann: Wir werden konkret nichts zur Dividende 2023 sagen. Allerdings wollen wir wie kommuniziert künftig die Dividende planbarer machen und haben daher beschlossen, dass wir eine Mindestdividende von 2,00 Euro künftig jährlich an die Aktionärinnen und Aktionäre ausschütten. Und wir haben das Ziel, diesen Betrag auf mittelfristige Sicht unserem dynamischen Konzernwachstum folgend weiter zu steigern.
Werden Sie mit zunehmender Liquidität unter anderem durch die Exit-Erlös von SMP dann größere bzw. auch kostspieligere Übernahmen anvisieren?
Johannes Laumann: Wir werden auch nach dem Verkauf unser Geschäftsmodel nicht ändern und horrende Kaufpreise bezahlen. Wir werden mit Sicherheit noch aggressiver am Markt aktiv sein und wie in unseren Transaktionen üblich ins Portfolio investieren. Hierfür gibt es keine konkreten Summen. Wir machen das, was Sinn macht und was uns dabei hilft unsere Wachstums- und Profitabilitätsziele der nächsten Jahre zu erreichen.
Bei einem zu erwartenden dreistelligen Millionenbetrag als Beitrag zum Ergebnis dürften die von Mutares kommunizierten Jahresziele keine Herausforderung mehr sein. In welche Richtung wird es beim Jahresergebnis für die Mutares-Holding 2023 gehen?
Johannes Laumann: Das Jahr 2023 ist noch nicht rum, weswegen wir hierzu auch noch keine konkrete Aussage treffen können, allerdings werden wir angesichts des Zuflusses aus dem SMP-Exit auch etwas an unserer Guidance schrauben, hier gibt es für mich nur eine Richtung. Ich werde berichten, wenn es spruchreif ist.
Hauck & Aufhäuser hat im aktuellen Update zu Mutares überschlagen, dass die in der Harvesting-Phase bei Mutares befindlichen Beteiligungen bei einem durchschnittlichen Multiple von 6 auf das Adjusted EBITDA in Höhe von rd. 50 Mio. Euro per 2023 inklusive SMP für rd. 300 Mio. Euro an Exit-Erlösen stehen. Stimmt diese Überschlagsrechnung?
Johannes Laumann: Excel Tabellen sind geduldig. Wir haben attraktive Unternehmen in der Harvesting-Phase und werden diese bei guten Angeboten auch veräußern. Wenn wir ohne SMP nur 300 Mio. Euro erlösen würden, wäre ich doch etwas enttäuscht. Aber die Zeit wird es zeigen; wir haben jedenfalls keinen Verkaufsdruck.
War es das in diesem Jahr auf der Exit-Seite mit SMP oder dürfen die Aktionäre noch auf weitere lukrative Beteiligungsverkäufe hoffen?
Johannes Laumann: Wir freuen uns natürlich ganz besonders über diesen äußerst erfolgreichen Exit. Für uns hört die Arbeit hier aber nicht auf, und ich kann Ihnen sagen, dass sich weitere Kandidaten in der Exit-Pipeline befinden und wir mit einigen Prozessen im Markt sind, teils aber noch im frühen Stadium. Zeitlich sind diese schwer planbar, was, in der Natur der Sache liegend, zu einer gewisse Volatilität in den Jahresergebnissen führen kann. Exit-Erlöse sind das Sahnehäubchen, zusätzlich zu dem in unserem Geschäftsmodell gut planbaren Ertragsstrom, der sich aus den Beratungsumsätzen und Management Fees sowie den Dividenden aus dem Portfolio speist.
Wechseln wir auf die Akquisitionsseite: Mit der Stuart kauft Mutares ein Schwergewicht mit rd. 400 Mio. Euro Umsatz. Handelt es sich hier um einen typischen Dowry-Deal?
Johannes Laumann: Es ist ein typischer Mutares Deal und wir glauben an das B2B-Geschäft von Stuart. Gerade im Bereich Logistik und auch im Last-Mile-Delivery haben wir mit BEXity, Frigoscandia und Nexive in jüngster Vergangenheit viel Erfahrung gesammelt. Ich freue mich auf die Entwicklung von Stuart in den nächsten Jahren.
Ist Mutares derzeit bei weiteren Deals in dieser Größe in Verhandlungen?
Johannes Laumann: Trotz der aktuellen Wiesnzeit hier in München läuft die Dealmaschine auf Volllast und wir arbeiten aktuell an drei Transaktionen in der Endphase und ich bin zuversichtlich, dass wir hier auch in den nächsten vier Wochen Vollzug melden können.
Mit Blick auf den Rekord-Exit von SMP rechnet DER AKTIONÄR zum Kapitalmarkt am 12. Oktober mit einer weiteren Prognoseanhebung. Die Exit-Pipeline scheint gut gefüllt, was weitere substanzielle Cash-zuflüsse erwarten lässt. Mit der neuen Dividendenpolitik bleibt die Aktie weiterhin eine interessante Möglichkeit für Dividendenjäger und Anleger mit Weitblick.