Albert Edwards ist seit über acht Jahren Analyst bei der Société Générale. In der Börsenszene gilt er als Ultra-Bär. Im Gespräch mit dem Handelsblatt stellte er eine Prognose für den DAX auf - eine sehr düstere. Nach Einschätzung von Edwards wird die Börse in der nächsten Rezession total abstürzen. Die Unternehmen hätten das Geld, das sie sich billig geliehen haben, nicht investiert, sondern Aktien zurückgekauft und damit Schuldenblasen aufgepumpt. In der nächsten Rezession platzen diese.
Tiefpunkt bei KGV 6
Edwards rechnet damit, dass der S&P 500 um drei Viertel auf 550 Punkte fallen wird. Die Aktien an der Wall Street seien seiner Ansicht mit einem KGV von 25 zu teuer. Man sehe das in den Entwicklungen über die letzten 100 Jahre. Es habe drei lange Abwärtsbewegungen gegeben, in denen jeweils vier bis sechs Rezessionen zu erkennen sind. In dieser Zeit sanken die Kurs-Gewinn-Verhältnisse immer weiter. Die Tiefstpunkte an den Börsen immer erst bei einem KGV von rund sechs erreicht.
Helikopter-Geld? Warum nicht!
An den Notenbankern lässt Edwards ebenfalls kein gutes Haar. 2005 habe er den damaligen US-Notenbankchef Alan Greenspan als ökonomischen Kriegsverbrecher bezeichnet, den man seines Amtes entheben sollte. Die aktuelle extrem expansive Geldpolitik der Notenbanken werde "für die Weltwirtschaft und die Finanzmärkte ebenfalls ein schlimmes Ende nehmen." Es werde nach Edwards Worten zu einem Währungskrieg zwischen den Notenbanken kommen. Möglicherweise werde dann tatsächlich Geld direkt an die Haushalte verteilt.
DAX-Ziel: unter 3.000 Punkten
Für die deutsche Wirtschaft malt der Analyst genauso schwarz. Sie könnte plötzlich das Schlusslicht in der Eurozone sein, weil die Exporte einbrechen. Der DAX sollte deshalb stärker fallen als die US-Aktien. "Mein DAX-Ziel: unter 3 000 Punkten", so Edwards im Handelsblatt-Interview. Für Gold ist er hingegen bullish: "Der Preis wird weit über das letzte Hoch bei 1 900 Dollar je Unze steigen."