Nach dem Einbruch des Luftverkehrs in der Corona-Krise winkt Flugzeugherstellern wieder das große Geschäft. Zum Start der Luftfahrtmesse in Le Bourget bei Paris orderte der indische Billigflieger Indigo am Montag auf einen Schlag 500 Airbus-Jets. Dem europäischen Flugzeugbauer bescherten die Inder damit die größte Flugzeugbestellung der Luftfahrtgeschichte.
Die Flugzeugbestellung schaffe für Millionen Menschen in Indien die Möglichkeit zu fliegen, sagte Airbus-Chef Guillaume Faury. Erst im April hatte Indien mit mehr als 1,4 Milliarden Menschen China als bevölkerungsreichste Nation der Welt abgelöst.
Indigo bestellt verbindlich 500 Maschinen aus der Modellfamilie A320neo, darunter neben die Standardversion auch die längere Variante A321neo und die Langstreckenversion A321XLR. Dies sei der größte Einzelauftrag in der Geschichte der Luftfahrt, sagte Airbus-Verkaufschef Christian Scherer. Indigo betreibt derzeit rund 300 Flugzeuge. Insgesamt hat die Airline jetzt fast 1000 Maschinen von Airbus zu bekommen, davon 480 bis Ende des Jahrzehnts, wie ihr Chef Pieter Elbers sagte.
Außer Indigo orderte der saudi-arabische Billigflieger Flynas am Montag weitere 30 Jets aus der A320neo-Familie. Und Air Mauritius bestellte drei Großraumflugzeuge vom Typ A350. Der US-amerikanische Airbus-Konkurrent Boeing meldete bis zum frühen Abend keine einzige Flugzeugbestellung.
Airbus' Auftragsbuch für Jets aus der A320neo-Familie wird immer dicker. Wegen knapper Bauteile, Rohstoffe und fehlender Arbeitskräfte bei Zulieferern kommt der Hersteller mit dem Ausbau seiner Produktion aber nicht so schnell voran wie erhofft. Im laufenden Jahr will der Konzern rund 720 Verkehrsflugzeuge ausliefern, nachdem er im 2022 nur 661 Stück geschafft hatte. "Wir sind noch weit vom Vorkrisenniveau entfernt", sagte Faury kurz vor Messebeginn. In seinem Rekordjahr 2019 hatte Airbus 863 Verkehrsjets an seine Kunden übergeben.
Angesichts der Engpässe in der Branche zeigte sich Faury vorsichtig. "Wir schauen uns die Lage in den Lieferketten Ende des Jahres an und überlegen dann, welche Produktionszahlen wir uns für 2024 und 2025 vornehmen." Die geplante Rekordproduktion von monatlich 75 Jets der A320neo-Familie hat er schon von 2025 auf 2026 verschoben.
Derweil loten die großen Hersteller die Entwicklung einer neuen Generation von Mittelstreckenjets aus - und blicken damit weit ins nächste Jahrzehnt. So bereitet Airbus die Grundlagen für ein Passagierflugzeug mit Wasserstoff-Antrieb. Bis 2035 soll die Maschine bereit sein für den Einsatz bei Fluggesellschaften.
Noch steht nicht fest, wie groß der Flieger genau wird und was er leistet. Doch jetzt stellte Airbus-Chef Faury klar, dass der Hersteller zwischen 2035 und 2040 zusätzlich noch einen vergleichsweise konventionellen Nachfolger für sein Erfolgsmodell A320neo fertig haben will.
Die Aktie von Airbus hat am Montag deutlich zulegen können. Auf der Handelsplattform Tradegate ging es bis zum Abend 1,8 Prozent nach oben auf 133,06 Euro. Die nächste wichtige Marke, die es zu knacken gilt, ist das Allzeithoch aus dem Jahre 2020 bei 139,40 Euro. Ein Sprung darüber wäre ein neues massives Kaufsignal. AKTIONÄR-Leser liegen seit der Empfehlung zu Jahresbeginn mittlerweile komfortabel im Plus. Gewinne laufen lassen.
(Mit Material von dpa-AFX)