Der weltgrößte Flugzeug-Hersteller Airbus hat einen überraschend guten Sommers hinter sich. Die Q3-Zahlen liegen über den Erwartungen. Das Ziel von 770 Flugzeug-Auslieferungen in diesem Jahr bleibe jedoch eine schwierige Aufgabe, sagte Vorstandschef Guillaume Faury am Mittwoch-Abend. Die Analysten-Erwartungen wurden übertroffen, nun werden Kursziele korrigiert.
Airbus hat am Vortag nachbörslich starke Geschäftszahlen bekannt gegeben. Im dritten Quartal stieg der Umsatz im Jahresvergleich um fünf Prozent auf 15,7 Milliarden Euro. Unter dem Strich verdiente der Konzern 983 Millionen Euro und damit 22 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Der Gewinn im Tagesgeschäft (bereinigtes Ebit) wuchs sogar um 39 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro (DER AKTIONÄR berichtete). Airbus punktet auch mit der Meldung, dass der Chef des Triebwerk-Herstellers MTU, Lars Wagner, im nächsten Jahr zu Airbus wechseln und dort die Verkehrsflugzeug-Sparte leiten wird.
An der Börse kommen die Zahlen des Flugzeugbauers am Donnerstag gut an. Die Papiere gewinnen zeitweilig 3,7 Prozent auf 145 Euro (siehe Chart). Am Nachmittag beträgt das Tagesplus noch 2,7 Prozent auf 143,50 Euro und steht damit an der Spitze der DAX-Werte. Dass sich Airbus im Schlussquartal wohl etwas strecken muss, um die angepeilten Auslieferungen für das Gesamtjahr zu erreichen, hemmt den Kurs nicht.
Großauftrag aus Saudi-Arabien
Zudem hat die neue Fluggesellschaft von Saudi-Arabien, Riyadh Air, bekannt gegeben, dass sie 60 Schmalrumpf-Flugzeuge der A321-Familie bei Airbus bestellt hat. Die finanziellen Bedingungen wurden nicht bekannt gegeben, aber ein
solches Geschäft ist nach üblichen Preisnachlässen etwa vier Milliarden
US-Dollar wert, basierend auf den geschätzten Auslieferungspreisen der
Luftfahrtberatungsfirma Cirium Ascend.
Im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen bereits 39 Boeing 787 'Dreamliner' mit Optionen für 33 weitere bestellt. Die Aufnahme des Flugbetriebs ist für 2025 vorgesehen. Riyadh Air werde ihre erste A321 in der zweiten Hälfte des Jahres 2026
erhalten und den letzten Jet wohl im Jahr 2030, sagte Der
Vorstandsvorsitzende von Riyadh Air, Tony Douglas.
Douglas sagte der Nachrichtenagentur Reuters außerdem, dass die Fluggesellschaft plant, noch in diesem Jahr weitere Gespräche mit Airbus und Boeing über eine Bestellung von Großraum-Flugzeugen vom Typ A350-1000 oder 777X aufzunehmen. Details dazu wurden nicht genannt.
Analysten zuversichtlich
Zwei Analysten haben am Donnerstag ihre Kursziele für Airbus erhöht. Victor Allard von Goldman Sachs etwa hob das Kursziel leicht von 178 auf 179 Euro an und blieb bei der Einstufung "Buy". Der Analyst bezeichnete das bestätigte Auslieferungsziel von 770 Flugzeugen als beruhigend. Sämtliche Sparten hätten sich operativ solide entwickelt und es gebe keine besonderen Einmalposten, die die gute Entwicklung ausgemacht hätten, schrieb er zudem. Der freie Mittelzufluss sei abermals sehr stark gewesen.
Auch die Bank of America sagt "Buy" und erhöht ihr Kursziel für Airbus von 161 auf 170 Euro. Deutsche Bank Research hat Airbus nach den Zahlen auf "Hold" mit einem Kursziel von 155 Euro belassen.
Zu Airbus gibt es allerdings auch skeptische Stimmen. So bleibt etwa Philip Buller von Berenberg mit seiner "Sell"-Empfehlung pessimistisch. Airbus habe im Schlussquartal noch viel zu tun, um die Jahresziele zu erreichen – und müsse zudem stärker zulegen als in den Jahren davor. Buller sieht daher mehr Abwärts- als Aufwärtspotenzial.
Die Airbus-Aktie bleibt angesichts eines hohen Auftragsbestands des Flugzeug-Herstellers aussichtsreich. Ende September saß Airbus auf Bestellungen über fast 8.750 Passagier- und Frachtjets. Bei den Mittelstrecken-Jets aus der Modellfamilie A320neo ist der Hersteller bis Ende des Jahrzehnts komplett ausgebucht.
Die Airbus-Aktie sollte in absehbarer Zeit die Widerstandszone zwischen 143,50 und 146 Euro nachhaltig überwinden und ihren Aufschwung Richtung alter Rekordstände bei 172 Euro fortsetzen. DER AKTIONÄR hat zuletzt ein Kursziel von 150 Euro ausgegeben.
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