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14.06.2015 Markus Bußler

3D Systems, Stratsys & Co: 3D-Druck ist tot - oder doch nicht?

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Keine langen Wartezeiten mehr, wenn man ein Ersatzteil benötigt. Schließlich kann man es einfach auf dem heimischen 3D-Drucker ausdrucken. Kleinunternehmer können ihre Prototypen schnell selbst fertigen und selbst das Essen muss man abends nicht mehr einkaufen – es stammt schließlich aus dem 3D-Drucker. So sollte sie aussehen, die schöne neue Welt. Und die Aktien von 3D-Druck-Firmen, deren Technologie die Welt revolutionieren sollte, setzten zu einem Höhenflug an, den viele Anleger seit den Zeiten des Neuen Marktes nicht mehr gesehen hatten. Doch mittlerweile ist die Euphorie der Realität gewichen. Noch immer ist der 3D-Druck im privaten Bereich ein Nischenprodukt. Und die prognostizierten Wachstumsraten für die Großen der Branche, allen voran für Stratasys und 3D Systems, haben sich als viel zu optimistisch herausgestellt.

Gewinn- und Umsatzwarnungen
So hat der 3D-Druck-Spezialist Stratasys den Markt bereits Ende April mit einer Umsatz- und Gewinnwarnung geschockt. Statt der erhofften 0,29 Dollar Gewinn je Aktie sollten es nur 0,02 bis 0,04 Dollar werden. Dass es am Ende tatsächlich 0,04 Dollar wurden, interessierte den Markt herzlich wenig. Und 3D Systems stand dem in nichts nach. Auch das Unternehmen sprach im April eine Gewinnwarnung aus. Statt der erhofften 0,17 Dollar Gewinn sollten es ebenfalls nur 0,02 bis 0,04 Dollar werden. Und noch schlimmer: Eine neuerliche Prognose blieb der Konzern schuldig. Woher kommt die plötzliche Schwäche bei den Umsätzen und Gewinnen?

Damoklesschwert: HP will den 3D-Druck-Markt aufmischen
3D Systems begründet dies mit einem plötzlichen Einbruch bei den Bestellungen, der auf wirtschaftliche Entwicklungen zurückzuführen ist, die die Kunden dazu veranlasst haben, ihre Investitionen zurückzustellen. Auch einige Analysten stimmen in diese Argumentation ein. So schreibt beispielsweise das Analysehaus Canaccord: „Wir glauben, dass die Kunden die Käufe sehr genau hinterfragen, nachdem es eine Zeit der beschleunigten Investitionen gab.“ Doch liegt dieses genaue Hinterfragen wirklich an der wirtschaftlichen Entwicklung? Wohl eher nicht. Vielmehr dürfte die Zurückhaltung auf die technische Entwicklung zurückzuführen sein. So kündigte die Branchengröße Hewlett-Packard (HP) an, ab 2016 mit dem HP Multi Jet Fusion in den 3D-Druck-Markt einsteigen zu wollen. Das alleine scheint noch keine aufregende Neuigkeit zu sein. Doch die Details sind es sehr wohl: Der HP-Drucker soll zehnmal schneller als die herkömmlichen Systeme sein – mit einer hohen Detailgenauigkeit. Verschiedene Materialien ermöglichen Werkstücke im Nanobereich. Das dürfte die Industrie aufhorchen lassen. Gerade die Geschwindigkeit beim 3D-Druck war bislang ein Kritikpunkt. Und auch die Genauigkeit ließ bisweilen zu wünschen übrig. Zudem arbeiten ohnehin viele Konzerne mit HP zusammen. Und hätten dann einen zentralen Ansprechpartner.

Quantensprung durch Carbon 3D
Dazu macht ein neues Unternehmen, das bislang allerdings noch nicht börsennotiert ist, von sich reden. Der Name: Carbon 3D. Das Technologie-Start-up hat einen Drucker in der Pipeline, der 25 bis 100 mal schneller sein soll als alles, was derzeit auf dem Markt verfügbar ist. „Die herkömmliche 3-D-Druck-Technologie hat ihr Versprechen nicht gehalten, den Herstellungsprozess zu revolutionieren“, sagt CEO Joseph DeSimone. „Unsere CLIP-Technologie wird einen entscheidenden Geschwindigkeitsvorteil bringen und mit den Materialien lassen sich komplexe Industrieprodukte herstellen.“ Bei der CLIP-Technologie wird Licht genutzt, um das Granulat zu härten. Dazu wird Sauerstoff verwendet, um in echter 3D-Dimension zu fertigen.

Gegenwind nimmt zu
Mit anderen Worten: Verbesserte Technologien, große Unternehmen, die vor dem Markteintritt stehen, und kleine Start-ups mit vermeintlich revolutionären Ideen sorgen im Moment dafür, dass Kunden vor Neuinvestitionen zurückschrecken. Verständlich, schließlich will keiner in ein Produkt investieren, das schon morgen veraltet sein kann. Für 3D Systems und Stratasys besonders gefährlich: Dieser Trend könnte sich im zweiten Halbjahr, wenn der Markteintritt von HP näher rückt, sogar noch verstärken.

Sollten die Produkte von HP und Carbon 3D ein Erfolg werden, könnte dies die Umsätze weiter belasten und die Margen von 3D Systems und Stratasys unter Druck bringen. Im schlimmsten Fall drohen den Unternehmen sogar rote Zahlen. Und zwar auf längere Sicht. Der eine oder andere erinnert sich vielleicht noch daran, was mit Nokia geschah, als Apple das iPhone auf den Markt brachte – die Geschichte erinnert doch sehr stark daran.

Hoher Konkurrenzdruck
Der Konkurrenzdruck nimmt zu und neue Unternehmen bringen verbesserte Technologie auf den Markt. Die wilde Einkaufstour – insbesondere von 3D Systems – der letzten Jahre scheint sich nicht auszuzahlen. Die Unternehmen haben zu sehr in Breite investiert – wirkliche Innovationen sind auf der Strecke geblieben. Ein Kauf drängt sich bei keiner der beiden 3D-Drucker-Aktien auf. Der Markteintritt von HP dürfte die Branche kräftig durcheinanderwirbeln.

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