Folker Hellmeyer, Chefanalyst bei der Bremer Landesbank, hält Aktien keinesfalls für zu teuer. Schon bald werden die Kurse wieder steigen – und zwar deutlich. Beim DAX sieht er noch reichlich Luft.
DER AKTIONÄR: Herr Hellmeyer, was spricht für die Assetklasse Aktie?
FOLKER HELLMEYER: Das weltweite Finanzsystem ist zwar sechseinhalb Jahre nach der Finanzkrise immer noch sehr angeschlagen. Aber trotzdem ist die Weltwirtschaft stabil. Den Unternehmen geht es gut, die Umsätze und Gewinne wachsen, womit letztlich eine gute Basis für steigende Aktienkurse vorhanden ist.
Zudem sind Aktien trotz der jahrelangen Hausse keineswegs überbewertet. Die Dividendenrenditen im DAX betragen im Schnitt zweieinhalb Prozent. Die Rendite einer zehnjährigen Bundesanleihe beträgt gerade mal 0,65 Prozent.
Der Markt schwankt seit Wochen. Wann geht es nachhaltig nach oben?
Die Markttechnik ist angeschlagen, US-Wirtschaftsdaten überraschen negativ. Außerdem belastet ein möglicher Grexit die Märkte. Das zwang und zwingt derzeit in eine Korrektur, im schlimmsten Fall wird der DAX auf 10.500 Punkte abrutschen. Bis Mitte Juni sollte der Spuk aber vorbei sein. Dann sollte der Markt nach oben drehen, und zwar nachhaltig. Wer also langfristig investieren möchte, nutzt die Korrekturphase und kauft Aktien.
Warum werden die Märkte ab Juni wieder steigen?
Das Thema Grexit wird spätestens dann vom Tisch sein. Das wird dem Aktienmarkt einen Kick geben.
Gibt es weitere Kurstreiber?
Ich sehe in den USA keine nachhaltige Zinswende. Viel wahrscheinlicher ist es, dass die Fed am Ende des Jahres ein neues Quantitative Easing in Form von Anleihenkäufen beschließen wird. Das sollte der US-Konjunktur einen Schub geben. Im Sog der amerikanischen Börse sollten auch die europäischen Aktienmärkte zulegen.
Wie lautet Ihr Kursziel für den DAX bis Ende des Jahres?
13.000 Punkte, konservativ gerechnet. Es herrscht bei vielen professionellen Investoren immer noch ein großer Anlagenotstand. Kommt die Börse erst mal ins Rollen, werden viele auf den fahrenden Zug aufspringen müssen.
Vielen Dank für das Interview.