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17.05.2022 Michael Schröder

Cancom-Aktie: Lieferkettenprobleme eingepreist – Analysten sehen Chance auf Gegenbewegung

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Cancom

Cancom hat im ersten Quartal trotz Lieferkettenproblemen mehr Geld verdient. Die bereits Anfang Mai gestutzte Jahresprognose wurde mit der Vorlage der endgültigen Zahlen für das erste Quartal in der vergangenen Woche bestätigt. Die Analysten haben bereits reagiert und ihre Schätzungen gesenkt. Die angepassten Kursziele liegen zum Teil deutlich über dem aktuellen Kursniveau.

Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) lag im Q1 rund sechs Prozent über Vorjahr bei 27,2 Millionen Euro. Die EBITDA-Marge betrug entsprechend 9,1 Prozent (Vorjahr: 7,6 Prozent). Unter dem Strich hat der IT-Dienstleister 11,3 Millionen Euro Gewinn gemacht, nach 10,1 Millionen vor einem Jahr. Der Umsatz schrumpfte um rund elf Prozent auf 300,9 Millionen Euro.

„Unser Dienstleistungs- und As a Service-Geschäft hat zuverlässig für eine gute Ertragsentwicklung gesorgt und ist ein Garant für die langfristige Ertragskraft“, so Vorstand Rudolf Hotter bei der Präsentation der Zahlen in der vergangenen Woche. „Damit konnten wir trotz eines Umsatzrückgangs, der sich im Projektgeschäft aus den Engpässen in der Lieferkette ergab, sogar eine Ergebnissteigerung erzielen.“

Die bereits Anfang Mai mit den vorläufigen Q1-Eckdaten gestutzte Jahresprognose bestätigte das Unternehmen. Erwartet wird nun ein deutlich steigender Umsatz und Rohertrag sowie ein deutlich steigendes EBITDA. Für das Segment Cloud Solutions erwartet der Vorstand ebenfalls ein deutliches Wachstum des Umsatzes und des EBITDA. Im Segment IT Solutions wird mit einem deutlichen Wachstum des Umsatzes und EBITDA gerechnet.

„Mit unserer Prognose von deutlichem Wachstum bei den Umsatz- und Ergebniskennzahlen im laufenden Geschäftsjahr haben wir auf das erheblich veränderte Umfeld mit unvorhersehbar langen Corona-Lockdowns in China, gesenkten Prognosen für das Wirtschaftswachstum in Deutschland und der Welt sowie die andauernden Probleme in der IT-Lieferkette reagiert“, so Hotter. Detaillierte Planzahlen für 2022 präsentierte der Firmenlenker wieder nicht.

„Wir sehen weiterhin hohe Nachfrage bei Kunden, einen rekordhohen Auftragsbestand und eine widerstandsfähige Ertragsentwicklung. Darauf basiert unsere Wachstumsperspektive für 2022“, so Hotter.

Die Analysten haben bereits reagiert: Deutsche Bank Research hat das Kursziel von 70 auf 58 Euro gesenkt, aber die Einstufung auf "Buy" belassen. Analyst Lars Vom-Cleff senkte seine Schätzungen und passte das Kursziel auch an das gesunkene Bewertungsniveau an. Die Nachfrage bleibe stark und die Bewertung mache einen anspruchslosen Eindruck, heißt es bei Hauck Aufhäuser Lampe. Analyst Tim Wunderlich hat den fairen Wert der Aktie von 80 auf 65 Euro gesenkt.

Das Analysehaus Jefferies hat das Kursziel von 81 auf 63 Euro reduziert, die Einstufung aber ebenfalls auf "Buy" belassen. Der IT-Dienstleister habe mit Blick auf die einzelnen Geschäftsfelder sehr unterschiedlich abgeschnitten, so Analyst Martin Comtesse. So seien im Cloud-Bereich die Margen stabil geblieben, während in der Sparte IT Solutions die Profitabilität gesunken sei. Das niedrigere Kursziel reflektiere nach unten korrigierte Gewinnerwartungen und eine höhere gesamtwirtschaftliche Unsicherheit.

Im Schnitt sehen die Analysten den Umsatz im Jahr 2022 bei 1,37 Milliarden Euro (Vorjahr: 1,30 Milliarden Euro) und rechnen mit einem EBITDA von 145 Millionen Euro (Vorjahr: 130 Millionen Euro). Unter dem Strich könnte so ein Gewinn je Aktie von 1,50 Euro (Vorjahr: 1,16 Euro) zu Buche stehen. Im kommenden Jahr prognostizieren die Experten einen Erlösanstieg auf 1,5 Milliarden Euro und einen Gewinn je Aktie von 1,75 Euro. Daraus würde ein KGV von 20 und ein KUV von 0,7 resultieren. Das durchschnittliche Kursziel der Experten liegt aktuell bei 58,89 Euro.

Cancom (WKN: 541910)

Cancom bekommt den Gegenwind durch die angespannten Lieferketten zu spüren. Wie lange das temporäre Problem den IT-Dienstleister noch ausbremst, ist fraglich. Mit dem jüngsten Kursrückgang von 55 auf 35 Euro sollte das Thema aber mehr als eingepreist sein. Eine Gegenbewegung Richtung 45 Euro scheint in den kommenden Wochen überfällig - nicht nur mit Blick auf den Chart. DER AKTIONÄR spekuliert im Real-Depot auf dieses Szenario.

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