Die Aktie der Deutschen Bank setzt ihre Talfahrt am Donnerstag fort. Mit einem Minus von fast sechs Prozent gehört sie nicht nur zu den größten Verlierern im DAX, sondern fällt dabei auch auf ein neues Rekordtief. Grund dafür sind neben der US-Leitzinserhöhung am Mittwoch auch eine negative Branchenstudie und Ermittlungen der EU-Kommission.
Die Entscheidung der US-Notenbank, im neuen Jahr zwei Zinsanhebungen vorzunehmen, hat an den Märkten eine neue Verkaufswelle ausgelöst. Die Anleger fürchten, dass die Fed trotz der zuletzt schwächeren Konjunktur weiter fleißig an der Zinsschraube dreht. Das könnte negative Folgen für die Weltwirtschaft und das konjunktursensible Geschäft der Banken im Speziellen haben. Entsprechend gehören Aktien aus dem Finanzsektor am Donnerstag zu den größten Verlierern – ein Trend, dem sich auch Deutsche Bank und Commerzbank nicht entziehen können.
Analystin senkt das Kursziel
Angeheizt werden die Konjunktursorgen zudem von einer Branchenstudie der Royal Bank of Canada (RBC). Indikatoren deuteten auf eine weitere Abschwächung des Wachstums in der EU hin, so Analystin Anke Reingen. Im Hinblick auf die Deutsche Bank bemängelt sie fehlende Flexibilität bei den Kosten sowie ungünstige Aussichten im Investmentbanking und hat daher ihre Ertragsschätzungen reduziert. Die negativen Aussichten spiegeln sich auch in ihrer Empfehlung wieder: Das „Underweight“-Rating wurde bestätigt, das Kursziel jedoch von 8,00 Euro auf 7,50 Euro weiter gesenkt.
EU-Kommission ermittelt
Zu allem Überfluss berichtet auch noch die Nachrichtenagentur Reuters, dass die EU-Kommission vier europäische Banken beschuldigt, jahrelang an einem illegalen Anleihe-Kartell beteiligt gewesen zu sein. Zwar nannte die EU-Kartellbehörde keine Namen, nach den zahlreichen Skandalen der vergangenen Jahre fällt der Verdacht allerdings schnell auf die Deutsche Bank. Das Institut selbst erklärte, bei diesem Thema „proaktiv mit der EU kooperiert zu haben“.
Das könnte sich im Falle einer Beteiligung an dem Kartell als kluger Schachzug erweisen, denn Whistleblower werden laut EU-Recht mit Straffreiheit belohnt. Den anderen Beteiligten drohen im Falle einer Verurteilung wegen Kartellrechtsverstößen dagegen empfindliche Strafen von bis zu zehn Prozent des Umsatzes.
Kein Kauf!
Anstatt so kurz vor dem Jahresende etwas zur Ruhe zu kommen, geht es bei der Deutschen Bank weiterhin turbulent zu. Am Donnerstag hat der Kurs bei 7,06 Euro ein neues Allzeittief markiert, seit Jahresbeginn ist die Aktie mit minus 55 Prozent der größte Verlierer im DAX. Bei vielen Investoren dürfte die Verlockung, den Underperformer vor dem Jahreswechsel aus dem Depot zu kicken, groß sein. Anleger sollten unter diesen Vorzeichen weiterhin einen Bogen um die Aktie machen.