Die Chip-Branche boomt im neuen Jahr. Der Philadelphia Semiconductor Index legte in der ersten Handelswoche des Jahres um fünf Prozent zu. Der einzige Verlierer im Sektor-Index: Intel. Die Aktie des Chip-Riesen verlor seit Wochenbeginn knapp sieben Prozent. Der Grund: Eine Sicherheitslücke und möglicher Insiderhandel. Jetzt meldet sich der Konzern zu Wort.
In einer Meldung vom Mittwoch gibt Intel zwar zu, dass die Sicherheitslücken genutzt werden können um sensible Daten zu sammeln. Die Möglichkeit Daten zu verändern oder zu löschen soll der Exploit jedoch nicht bieten. Zudem weist Intel die Berichte zurück, dass nur Intel-Produkte einen Fehler aufweisen. Auch andere Hersteller seien betroffen.
Tatsächlich war die Sicherheitslücke bereits vor einiger Zeit von den Experten des Projects Zero entdeckt worden und soll auch AMD und ARM Holdings betreffen. Gemeinsam arbeiteten die Unternehmen und Wissenschaft bereits daran die Sicherheitslücke durch entsprechende Patches zu schließen. Die Öffentlichkeit sollte erst am 9.Januar informiert werden. Nach den teils unzutreffenden Medienberichten wurde jedoch bereits jetzt die Öffentlichkeit gesucht.
Ein erster Patch ist bereits entwickelt und an Kunden und Hersteller wie Apple oder Microsoft verschickt, so Intel. Die Maßnahmen dürften zwar die Rechenleistung beeinträchtigen und bis zu zwei Prozent der Leistung einfordern. Dieser Leistungsverfall liegt jedoch weit von den bis zu 30 Prozent entfernt, die erste Medienberichte feststellten.
Ihr Tief erreichte die Aktie von Intel nach den ersten Medienberichten bei 43,65 Dollar. Nach der Stellungnahme des Konzerns erholte sich das Papier deutlich und schloss bei 45,26 Dollar. Der direkte Konkurrent AMD konnte in einem positiven Markt dagegen stark zulegen. Es dürfte zu erwarten sein, dass sich in den nächsten Tagen die Kurse wieder normalisieren. Sicherheitslücken sind in unserer digitalen Welt leider Alltag und solange sie geschlossen werden, bleiben langfristige Belastungen auf den Aktienkurs aus.
Mittelfristig belasten könnte allerdings der 27-prozentige Anstieg im letzten Jahr sowie die Entfernung zur aktuell bei 38,27 Dollar liegenden 200-Tage-Linie – eine erneute Konsolidierungsbewegung zurück auf den Unterstützungsbereich bei 43,00 Dollar ist nicht auszuschließen. Langfristig birgt die Entwicklung vom PC-und Server-Giganten zu einem Rundum-Anbieter mit Ausrichtung auf die Zukunftsmärkte „Internet of Things“ und „Automotive“ weiteres Kurspotential. Wer bereits eine Position hält, sollte die Gewinne laufen lassen. Ein Nachkauf oder Neueinstieg ist zu diesen Kursen dagegen nicht zu empfehlen. Alternativen im Chip-Sektor bieten Marvell, Xilinx und AMD.
Pikant: Nachdem Intel-Chef Brian Krzanich über die Sicherheitslücken informiert wurde, hat er noch massenhaft Aktien verkauft. Aus einem SEC-Dokument vom November geht hervor, dass Krzanich rund 644.000 Aktienoptionen und 245.700 eigene Aktien zu einem durchschnittlichen Preis von 44,05 Dollar verkauft hat. Bereits im Juni 2017 soll der Intel-Chef von der Sicherheitslücke gewusst haben. Die SEC hat jedoch noch keine Vorwürfe beziehungsweise Ermittlungen wegen Insiderhandels öffentlich gemacht. Die durch zahlreiche Medienberichte gestützten Vorwürfe dürften dem gebeutelten Intel-Papier weiter zusetzen.