Die Aktie von RWE ist am Dienstag mit einem Kursplus von mehr als acht Prozent an die DAX-Spitze gesprungen. Auf Platz 2 notiert E.on mit einem Plus von fast sechs Prozent. Hintergrund sind die jüngsten Aussagen hochrangiger Politiker zur künftigen Energiepolitik.
Im politischen Streit um einen Kohleausstieg will Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) alle Beteiligten bald an einen Tisch holen. Das Thema müsse unideologisch und nicht im Stil von "Erdbebenwellen" diskutiert werden, sagte er am Dienstag bei der Handelsblatt-Jahrestagung der Energiewirtschaft in Berlin. "Wir werden in diesem Jahr beginnen, die Beteiligten einzuladen."
Er sei nicht bereit, über Ausstiegsszenarien für Kohleregionen wie die Lausitz oder das Rheinische Revier zu reden, ohne gleichzeitig realistische Einstiegsszenarien für nachhaltige und anständig bezahlte Ersatzjobs der Beschäftigten zu besprechen, betonte Gabriel. In den beiden Kohlerevieren arbeiten jeweils rund 10.000 Menschen.
Im Vorfeld hatte die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) bereits erklärt, dass sie keine Notwendigkeit für einen Plan zum schnellen Kohleausstieg in Deutschland sehe. Fossile Kraftwerke seien noch unerlässlich zur Sicherung der Energieversorgung, sagte die SPD-Politikerin dem Handelsblatt. Sie könne sich vorstellen, dass das letzte Kohlekraftwerk in Nordrhein-Westfalen etwa 2050 vom Netz gehe.
Die Wogen glätten sich
"Es war zu erwarten, dass die Suppe nicht so heiß gegessen wird, wie sie gekocht wurde", kommentierte Aktienexperte Andreas Lipkow von Kliegel & Hafner die Äußerungen der beiden Spitzenpolitiker. Die Versorger in Deutschland seien an der Börse während der vergangenen Wochen zu stark abverkauft worden. Die erstellten Horrorszenarien entsprächen aber nicht der politischen Interessenlage.
An der Seitenlinie
Die beiden Versorger-Titel, die im Jahr 2015 die größten Verlierer im DAX waren, setzen ihre Erholung am Dienstag fort. Mittlerweile deutet sich bei RWE und E.on eine charttechnische Bodenbildung ab.
Allerdings bleibt die Unsicherheit hoch – nicht nur hinsichtlich der energiepolitischen Rahmenbedingungen. Auch der Erfolg der tiefgreifenden Restrukturierungsmaßnahme lässt sich kaum abschätzen. Anleger sollten daher an der Seitenlinie bleiben.
(Mit Material von dpa-AFX)