Der neue Allianz-Vorstandsvorsitzende Oliver Bäte hat angekündigt, dass in Zukunft grüner investiert werden soll. Zugleich will er aber auch die Rendite kräftig steigern. Dies könnte zu weiteren satten Dividendensteigerungen führen.
„Wir werden nicht mehr in Bergbau- und Energieunternehmen investieren, die mehr als 30 Prozent ihres Umsatzes beziehungsweise ihrer Energieerzeugung aus Kohle generieren!“ Dieser Satz sorgte in der Wirtschaft und auch in der Politik für große Aufmerksamkeit. Denn er stammt von keinem Geringeren als von Andreas Gruber, dem Chefinvestor der Allianz, mit rund 600 Milliarden Euro einer der weltgrößten Vermögensverwalter. Knapp vier Milliarden Euro davon stecken aktuell noch in Aktien und vor allem Anleihen von kohleabhängigen Firmen. Doch nicht nur in diesem Bereich stehen bei Europas größtem Versicherungskonzern nennenswerte Veränderungen an.
Fokus auf die Rentabilität
So will der neue Konzernchef Oliver Bäte von 2016 bis 2018 den Gewinn je Aktie nun jährlich im Schnitt um fünf Prozent steigern. 2018 soll zudem eine Eigenkapitalrendite von 13 Prozent erreicht werden. Hierfür soll jede Geschäftseinheit eine Eigenkapitalrendite von mindestens zehn Prozent erzielen.
Um die ambitionierten Ziele zu erreichen, will Bäte Geld aus weniger rentablen Bereichen abziehen und dafür florierende Segmente ausbauen. Er betonte: „Wir müssen mehr Einheiten mit über einer Milliarde Euro operativem Gewinn schaffen.“ Diese Zielgröße erreichten zuletzt lediglich das Geschäft in Deutschland, in Italien und die US-Fondsstochter Pimco.
Zudem will der 50-jährige Manager den Kapitaleinsatz verringern. In den Lebens- und Krankenversicherungsbeständen könnten knapp drei Milliarden Euro freigesetzt werden. Indes soll die Allianz zukünftig unabhängiger von den Schwankungen der Märkte oder anhaltend niedrigen Kapitalmarktzinsen sein. „Wir wetten nicht mehr auf Entwicklungen an den Finanzmärkten!“, so Bäte. Hierzu passen beispielsweise Investitionen in Infrastrukturprojekte oder etwa auch der Einstieg bei Tank & Rast.
Zudem strebt Bäte sinkende Kosten und eine höhere Effizienz an. Ab 2018 erwartet er wiederkehrende Produktivitätsgewinne von etwa einer Milliarde Euro. Das Geld soll in die Digitalisierung der Geschäftsprozesse und weiteres Wachstum fließen. „Wir müssen deutlich produktiver werden“, kündigte er vor den Investoren an, nannte aber keine Zahlen für einen Stellenabbau.
Des Weiteren will die Allianz in China kräftig wachsen. Zu diesem Zweck gründet der DAX-Konzern mit dem chinesischen Suchmaschinenbetreiber Baidu einen Online-Versicherer. „Wir wollen in China anfangen, aber dann darüber hinausgehen“, sagte Bäte mit Blick auf eine weitere Expansion in Asien.
„Deutliches Aufwärtspotenzial“
Vielen Experten gefallen die ehrgeizigen Ziele des Allianz-Vorstandes. So hat etwa Independent Research das Kursziel für die DAX-Titel von 187 auf 192 Euro angehoben und die Einstufung auf „Kaufen“ belassen. Analyst Markus Rießelmann erklärte, die vorgestellten Ziele werte er positiv. Er hob zudem die Gewinn- und Dividendenerwartungen für 2015 und 2016 an.
Und auch die US-Investmentbank Goldman Sachs rät weiter zum Kauf der Allianz-Papiere und beziffert das Kursziel auf 190 Euro. Analyst William Elderkin betonte, dass das von 2015 bis 2018 angepeilte Gewinnwachstum je Aktie deutlich über den Markterwartungen liegt. Dementsprechend sieht Elderkin „deutliches Aufwärtspotenzial“, sollte der DAX-Konzern die Ziele tatsächlich realisieren können.
Stichwort: Die neue Dividendenpolitik der Allianz
Nach der Ankündigung der zukünftigen Dividendenpolitik Ende 2014 ist die Allianz-Aktie für Dividendenjäger noch attraktiver. Aus drei Gründen:
1. Die Ausschüttungsquote wurde von 40 Prozent auf 50 Prozent angehoben.
2. Zudem wird „im Interesse der Dividendenkontinuität angestrebt, die Dividende je Aktie mindestens auf dem Niveau des Vorjahres zu halten“. Damit soll es Dividendenkürzungen wie zuletzt 2008 nicht mehr geben. Der Konkurrent Munich Re verfolgt diese Politik bereits seit Jahrzehnten erfolgreich: Hier gab es seit 1969 keine Kürzung mehr. Die Allianz dürfte angesichts üppiger Kapitalreserven ebenfalls in der Lage sein, im Falle von Jahren mit niedrigen Gewinnen oder gar Verlusten die Dividende aus der Substanz zahlen zu können.
3. Außerdem wird alle drei Jahre überprüft, ob das „für externes Wachstum vorgesehene und nicht ausgeschöpfte Budget“ an die Aktionäre ausgeschüttet werden kann. Da 2014 und 2015 kaum Übernahmen getätigt wurden, würde es bei anhaltender Kaufzurückhaltung des Vorstands 2017 eine zusätzliche Sonderdividende geben. Dann wären sogar zweistellige Dividendenrenditen möglich.
Top Pick für Dividendenjäger
Erreicht die Allianz die ehrgeizigen Ziele, dürfte die Aktie auf mehr als 200 Euro steigen. Gelingt es nicht, ist zumindest eine Dividende von mehr als vier Prozent sicher. Anleger können zugreifen!
Dieser Artikel wurde in der Ausgabe 50/2015 veröffentlicht.