Die Rückstellungen der deutschen Energieversorger für den Atomausstieg reichen womöglich doch aus. Zu einem entsprechenden Ergebnis kommt ein von der Bundesregierung in Auftrag gegebenes Gutachten. Im vorbörslichen Handel zeichnet sich bei den Versorger-Titeln eine deutliche Erholung ab.
Die vier großen Stromkonzerne in Deutschland können nach Einschätzung der Bundesregierung die Milliardenkosten des Atomausstiegs zusammen bewältigen. "Die Vermögenswerte der Unternehmen decken in Summe die Finanzierung des Rückbaus der Kernkraftwerke und der Entsorgung der radioaktiven Abfälle ab", sagte Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD). Er hatte im Juni bei Wirtschaftsprüfern einen sogenannten Stresstest der Atomkonzerne E.on, RWE , EnBW und Vattenfall in Auftrag gegeben.
„Worst Case“: 77 Milliarden Euro
Dem Gutachten zufolge würde das Ende der Kernenergie in Deutschland mit Abriss der Kernkraftwerke und Endlagerung des Atommülls rund 47,5 Milliarden Euro kosten. Dabei handelt es sich allerdings lediglich um eine Schätzung auf Basis aktueller Preise. Im „Worst Case“ könnte der Atomausstieg bis zum Jahr 2099 bei den Konzernen auch mit mehr als 77 Milliarden Euro zu Buche schlagen – beispielsweise im Falle dauerhaft negativer Zinsen.
Im günstigsten Fall könnten dagegen bereits 25,1 bis 29,9 Milliarden Euro ausreichen. In jedem Fall reiche das Gesamtvermögen der vier Konzerne von aktuell 83 Milliarden Euro aus, um sämtliche Kosten zu decken, so die Wirtschaftsprüfer.
Startschuss für die Erholung?
Mit Spannung wird nun erwartet, wie die Börse auf den bestandenen Stresstest reagiert. Als Mitte September erste Zahlen zu den "Worst Case"-Annahmen durchsickerten, brachen die Aktien von E.on und RWE zeitweise stark ein. Frühe Prognosen sehen die Versorger-Aktien am Montagfrüh mit deutlichen Aufschlägen an der DAX-Spitze.
Nur für Zocker
Zocker können zu Wochenbeginn auf die charttechnische Erholung bei E.on und RWE wetten. Langfristig orientierte Anleger sollten um die Aktien der Versorger allerdings weiterhin einen Bogen machen.
(Mit Material von dpa-AFX)