Der Spezialmaschinenbauer Aixtron wird derzeit heiß diskutiert. Die einen sagen, dassdas Unternehmen seine Planzahlen erfüllen und daher vor einer guten Kursentwicklung stehen wird. Die anderen befürchten, dass der chinesische Großkunde Sa'nan seine Großorder stornieren und Aixtron deshalb die Jahresprognose reduzieren wird. DER AKTIONÄR hat sich mit Aixtron-Chef Martin Goetzeler unterhalten.
DER AKTIONÄR: Herr Goetzeler, wie bewerten Sie das zweite Quartal?
Martin Goetzeler: Das Quartal war nicht zufriedenstellend. Hauptgrund waren höhere Kosten für die längere Qualifizierung unserer neuen AIX R6-Anlage. Wir haben insgesamt acht Kunden für die neue Anlage und befinden uns mit dem Großteil in diesem Prozess, der teilweise länger dauert als erwartet.
Es heißt, dass es mit dem Großkunden San‘an Schwierigkeiten gibt. Wie lange wird sich die Qualifizierung noch hinziehen?
Unser Tool ist auch im Vergleich zu den Anlagen der Wettbewerber etwas völlig Neues. Wir haben technisch sehr viele Veränderungen vorgenommen und Innovationen eingeführt. Kunden, die mit dem Vorgängertool wenig Erfahrung haben, müssen jetzt ihre Endprodukte auf dieser Anlage entwickeln und qualifizieren sowie die technischen Feinheiten der Anlage kennenlernen. Wir haben mit unseren Kunden, darunter auch San‘an, Meilensteinpläne definiert, die wir jetzt in den nächsten Monaten konsequent und sukzessive umsetzen. Es sind in unserer Prognose für das zweite Halbjahr auch Lieferungen von R6-Anlagen für Kunden im LED-Bereich enthalten.
Im Markt hält sich hartnäckig das Gerücht, dass San‘an seinen Auftrag sogar stornieren könnte. Was sagen Sie dazu?
Dazu eine Gegenfrage: Würden Sie als Kunde ein dezidiertes Meilensteinprogramm mit dem Hersteller der Anlage vereinbaren, wenn Sie daran denken, den Auftrag zurückzuziehen?
Etwas überraschend haben Sie die Prognosen für das Gesamtjahr bekräftigt. Was stimmt Sie zuversichtlich?
Erstens haben wir in der Prognose die aktuellen Wechselkurse herangezogen. Zweitens ist der Großteil des Auftragsbestands von 91 Millionen Euro, in dem der San’an-Auftrag nicht enthalten ist, zur Lieferung in diesem Jahr vorgesehen. Dazu kommen rund 25 Millionen Euro für Ersatzteile und Kundendienst. Drittens rechnen wir im Bereich der Siliziumhalbleiter mit weiteren Aufträgen. Diese Anlagen würden dann sehr kurzfristig gebucht. Darüber hinaus erwarten wir weitere Auslieferungen für die AIX R6.
Mit welcher Vision gehen Sie die nächsten Aufgaben an?
Wir haben den Plan, Aixtron auf mehrere Säulen zu stellen. Für viele Marktteilnehmer sind wir noch ein MOCVD-LED-Unternehmen, doch wir sind mehr als das. Unsere Chancen liegen darin, dass wir neue Technologien entwickeln, die unseren Kunden die Kommerzialisierung ihrer Produkte ermöglichen. Wir arbeiten an sehr erfolgversprechenden Themen, die zum Teil schon weit fortgeschritten sind, zum Teil noch am Anfang ihrer Entwicklung stehen.
Herr Goetzeler, vielen Dank für das Gespräch.
Aixtron erinnert etwas an Singulus: starke Technologie, aussichtsreiche Wachstumsfelder. Jedoch lässt der Durchbruch in einigen Bereichen noch auf sich warten. Folglich ist das Risiko für Enttäuschungen und weitere Kursrücksetzer hoch. Geht der Plan von Aixtron aber auf, sind 50 bis 100 Prozent Gewinn realistisch.