Ein Fernseher und zwei Programme – die TV-Welt war zu Uropas Zeiten einfach und gemütlich. Im Vergleich dazu findet gerade eine Explosion von Bewegtbildern statt. Mittlerweile gibt es 80 klassische TV-Programme. Hinzu kommen Internetvideos, die per Smartphone, Tablet oder PC in immer größerer Frequenz unser Leben bestimmen. Kein Wunder: Allein in Deutschland wurden im letzten Jahr 50 Millionen Mobile-Endgeräte verkauft. Noch werden 90 Prozent der Bewegtbilder klassisch am Sofa vorm TV konsumiert. Doch Internetvideos gehört die Zukunft. Selbst Facebook denkt darüber nach, die Rechte an Sport-Großereignissen wie der NFL zu erwerben und per Live-Video auszustrahlen.
Viele Jugendliche stellen sich längst ihr TV-Programm auf Youtube zusammen. Der größte deutsche Internetstar ist LeFloid. Er erzählt einem Millionenpublikum von Games und Filmen, was sogar Angela Merkel dazu veranlasste ihm ein Interview zu geben.
Internetvideos florieren – doch wie gehen die „alten“ Fernsehsender mit dem neuen Verhalten der Nutzer um? Sie denken um. LeFloid etwa ist seit 2015 unter Vertrag bei Studio71 – einer Tochter von ProSiebenSat.1. Mit 3,5 Milliarden Abrufen pro Monat gehört dessen Multi-Channel-Network zu den weltweiten Top 5 (siehe Grafik). Geld wird hier wie im klassischen TV verdient: mit der Einblendung von Werbung. Das Geschäft der Zukunft ist hochprofitabel. Das Digital-Business des Senders erzielt Margen von 20 Prozent und wächst mit fast 40 Prozent.
Auch RTL-Co-CEO Anke Schäferkordt denkt um. „TV steht für uns als Bewegtbildhaus schon lange nicht mehr allein für Television oder das Fernsehgerät im Wohnzimmer, sondern für ,Total Video‘, für Bewegtbild ob linear oder auf Abruf auf dem Fernsehbildschirm oder auf anderen Endgeräten.“ Anders als ProSiebenSat.1 (26 Prozent Digitalumsatz) hat RTL nicht in Internet- eCommerce-Start-ups investiert und erzielt daher erst knapp zehn Prozent seiner Umsätze digital. Dafür ist RTL auf Internetvideos fokussiert und mit elf Milliarden Klicks pro Monat sogar vor Disney die weltweite Nummer 1.
Doch egal ob klassisch oder per Internet: Entscheidend für die Sender ist es, Inhalte anzubieten, die für die Zuseher interessant sind. „Content zu produzieren und die Rechte daran zu haben, wird der Schlüssel für weiteres Wachstum sein“, so RTL-Manager Guillaume de Posch vor wenigen Tagen. Neben selbst produzierten Serien rückt dabei der Sport in der Vordergrund. Gerade geht die Versteigerung der Bundesligarechte in die entscheidende Phase. Gegenüber dem aktionär bestätigte ein RTL-Sprecher: „Fußball ist die beliebteste Sportart Deutschlands. Daher werden wir uns die Rechtepakete selbstverständlich ansehen.“ Doch auch Internet-Riese Amazon soll Interesse haben. Selbst Constantin Medien (Sport1) rechnet sich wohl Chancen aus, einen Teil der Rechte zu ergattern. Weiterer Pluspunkt für Constantin: Als Filmproduzent („Fack ju Göthe 2“) profitiert man von der stark steigenden Nachfrage nach Content.
Egal welche Vorlieben ein User hat – in der neuen Medienvielfalt findet er das richtige Bewegtbild. Auch Aktionären werden alle Wünsche erfüllt. Reine Dividendenjäger (fünf Prozent Rendite) setzen auf RTL. Wer neben der Ausschüttung (3,5 Prozent) auch Dynamik will, sollte ProSieben- Sat.1 vorziehen. Noch mehr Bewegung verspricht Constantin Medien.
Dieser Artikel erschien in der Ausgabe 13/16 von DER AKTIONÄR.