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09.03.2016 Florian Söllner

Xing/Linkedin: Portal boomt - Aktie k.o.?

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Xing

Die Älteren erinnern sich: Eine schnöde Stellenanzeige reichte und Dutzende Menschen standen am nächsten Tag mit der Bewerbungsmappe unter dem Arm vor dem Firmentor Schlange. Heute ist es umgekehrt: Die Unternehmen müssen um knapper werdende Bewerber buhlen. „Talente sind gefragt und zunehmend in einer Machtposition“, so Xing-Chef Dr. Thomas Vollmoeller. Und die Jugend liest keine Zeitung mehr, sondern informiert sich online über das Unternehmen ihrer Wahl – welche es sich daher viel kosten lassen, sich gut auf Businessportalen wie Xing und LinkedIn zu präsentieren. Die kostenpflichtige Suche nach neuen Mitarbeitern unter den mittlerweile zehn Millionen Profilen auf Xing ist in Personalabteilungen zum Alltag geworden.

Die Überraschung ist, dass eine deutsche Internetfirma diesen Markt dominiert. Nachdem Facebook StudiVZ überrollt und Ebay deutsche Plattformen gekillt hatte, galt es als ausgemachte Sache, dass auch hier der USGigant kurzen Prozess macht. Doch der regionale Champ wehrt sich verbissen gegen den Angriff: 2015 hat Xing 1,6 Millionen neue Mitglieder im deutschsprachigen Raum gewonnen und damit LinkedIn erneut auf die Plätze verwiesen. Allerdings ist LinkedIn ebenfalls stark gewachsen: auf knapp acht Millionen Mitglieder. Xing gelingt es auch, durch redaktionellen Content wie das neue Format „klartext“ für Aufmerksamkeit zu sorgen und effizient neue Mitglieder anzulocken. Die Nummer 1 zu sein ist wichtig. Denn Jobsuchende und Unternehmen entscheiden sich meist für das größte Businessportal, da sich hier mehr potenzielle Partner, Kunden und Kontakte tummeln.

Noch ist der Markt groß genug für beide Akteure. „In der DACH-Region haben wir ein Marktpotenzial mit mindestens 25 Millionen Berufstätigen identifiziert. Das bietet uns einen riesigen Markt“, so LinkedIn-Deutschland- Sprecherin Gudrun Herrmann gegenüber dem aktionär. Auch Xing-Chef Dr. Vollmoeller lässt mit der Prognose aufhorchen, dass sich die Anzahl der Mitglieder noch einmal verdoppeln kann.


Ob die Aktien solche Wachstumssprünge parallel mitgehen werden, ist fraglich. Insbesondere die in den letzten Jahren hoch gestiegene Xing hat viel vorweggenommen. Jahrelang notierte das Papier 50 Prozent günstiger als LinkedIn – doch nunmehr ist Xing im Peergroup-Vergleich einen Tick teurer. Hinzu kommen Warnsignale im Chart. Xing droht kein K.o.- Schlag wie der LinkedIn-Aktie, die zuletzt mit einem 40-Prozent-Rums auf die Bretter fiel – doch nach der atemberaubenden Rallye ist Durchschnaufen angesagt. Abwarten!

Dieser Artikel ist in der AKTIONÄR-Ausgabe 10/16 erschienen.

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