Die Short-Attacke auf die Aktie von Wirecard im Februar 2016 hat ein Nachspiel vor Gericht. Nach Abschluss ihrer Ermittlungen geht die Staatsanwaltschaft von einem kriminellen Hintergrund aus und hat beim Münchner Amtsgericht einen Strafbefehl gegen den Herausgeber der Studie beantragt. Können die Anleger jetzt aufatmen?
Es waren dramatische Stunden: Am 24. Februar 2016 ist die Aktie des Zahlungsabwicklers um ein Viertel eingebrochen, nachdem eine bis dahin unbekannte Firma namens Zatarra Research dem Unternehmen in einer Analyse betrügerische Machenschaften vorgeworfen hatte. Obwohl Wirecard die Vorwürfe umgehend zurückgewiesen hat, wurde binnen Minuten über eine Milliarde Euro Börsenwert vernichtet.
Die Staatsanwaltschaft hatte daraufhin Ermittlungen ausgenommen und die Hintergründe des Kursrutschs untersucht. Nun steht das Ergebnis fest: Die unbelegten Betrugsvorwürfe gegen das Unternehmen seien ein Fall von Marktmanipulation, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft München der Nachrichtenagentur Reuters am Montag. Die Behörde habe ihre Ermittlungen abgeschlossen und beim Amtsgericht München einen Strafbefehl gegen den Herausgeber einer im Internet verbreiteten Analyse über Wirecard beantragt.
Hoffnung auf Schadenersatz
Der Strafbefehl richtet sich gegen den auch für andere umstrittene Börsengeschäfte bekannten Fraser Perring. Er sei der Herausgeber des unter dem Namen Zatarra veröffentlichten Reports, erklärte die Staatsanwaltschaft. Wenn das Gericht dem Antrag der Staatsanwaltschaft folgt und Perring zu einer Geldstrafe verurteilt, könnten die geschädigten Anleger auf Schadenersatz hoffen. Ein Urteil wird im kommenden Jahr erwartet.
Neben der Zatarra-Attacke auf Wirecard soll Fraser Perring mit seinem Börsendienst Viceroy auch ProSiebenSat.1 und Steinhoff ins Visier genommen haben. Auch in diesen Fällen ermitteln die Behörden in Deutschland und Südafrika.
Aufatmen bei den Aktionären
Auch wenn Wirecard die Vorwürfe stets zurückgewiesen hat und die damaligen Kursverluste längst mehr als kompensiert werden konnten, wurde das Unternehmen in der Folge immer wieder Opfer von Short-Attacken – was auch unter den Anlegern für eine gewisse Grundnervosität gesorgt hat.
Kurz vor dem Einzug in den DAX im September haben bloße Gerüchte über eine mögliche neue Attacke gereicht, um den Aktienkurs erneut kräftig unter Druck zu bringen. Kritiker werfen der Unternehmensführung indes vor, solche Attacken durch unzureichende Transparenz überhaupt erst zu ermöglichen.
Aktie auf der Watchlist
Die Anleger reagieren am Dienstagmorgen zunächst erleichtert auf die Ermittlungsergebnisse – die Wirecard-Aktie gehört im vorbörslichen Handel zu den größten Gewinnern im DAX. Aktuell steht das Papier allerdings nicht auf der Empfehlungsliste des AKTIONÄR.