Der radikale Strategiewechsel bestimmt bei ThyssenKrupp weiter die Schlagzeilen. Durch die Abspaltung der Aufzugsparte sollen verborgene Werte gehoben werden. Allerdings muss sich der Konzern auch künftig mit dem volatilen Stahlgeschäft herumschlagen, das eigentlich per Fusion abgespalten werden sollte. Die jüngste Entwicklung ist besorgniserregend.
In der jüngeren Vergangenheit hatte die Stahlsparte ThyssenKrupp mehrfach die Bilanz gerettet. Doch zuletzt zeigte der Trend bereits wieder nach unten. Sorgen um eine Abkühlung der Weltwirtschaft drücken auf die Stimmung und bringen die Stahlpreise unter Druck. Ohne Konsolidierung – durch die Tata-Fusion wollte ThyssenKrupp hier selbst vorangehen – ist Besserung vorerst nicht in Sicht.
Branchenübergreifende Probleme
Die Kurse der Wettbewerber sprechen Bände. Die Aktie des Weltmarktführers ArcelorMittal hat sich auch Jahressicht mehr als halbiert. In den vergangenen Wochen hat sich diese Talfahrt nun noch einmal beschleunigt. An 21 der vergangenen 24 Handelstage musste die Aktie einen Verlust hinnehmen – das Minus seit Mitte April beträgt 32 Prozent.
Doch nicht nur ArcelorMittal kämpft mit Problemen. Auch beim deutschen Wettbewerber Salzgitter oder dem Stahlhändler Klöckner & Co zeigt der Aktienkurs seit Längerem nur nach unten. Noch dramatischer ist die Situation bei British Steel. Das Brexit-Opfer musste am Mittwoch Insolvenz anmelden. Neben dem EU-Ausstieg Großbritanniens sorgten auch die schwache Nachfrage und hohe Rohstoffpreise für die Pleite.
Schwierige Situation
Das Stahlgeschäft bleibt volatil. An der Börse sind Zykliker derzeit nicht gefragt. Nach der Absage der Tata-Fusion dürfte dies auch ThyssenKrupp wieder zu spüren bekommen. Langfristig bleiben die Aussichten für eine höhere Bewertung des Konzerns zwar gut. Zunächst einmal könnte aber erneut das Mehrjahrestief getestet werden. Mutige Anleger setzen ein Kauflimit bei 11,20 Euro.