Der angeschlagene Möbelkonzern verschafft sich weiter Luft zum atmen. Im Streit um die Anteile an den Einrichtungsmärkten Poco zwischen Steinhoff und der Möblekette XXXLutz gibt es eine Einigung: Steinhoff verkauft alle Anteile an den Konkurrenten.
Nach dem Verkauf eines Aktienpakets der südafrikanischen Tochter STAR Mitte April folgt nun der nächste Verkauf: Steinhoff überlässt Andreas Seifert, Eigentümer der deutschen Möbelkette XXXLutz, den 50 Prozentigen Anteil an der Möbelkette Poco. Die Anteile werden für rund 266 Millionen Euro den Besitzer wechseln. Hintergrund war eine Rechtsstreitigkeit zwischen Steinhoff und dem XXXLutz-Besitzer. Nachdem sich der Steinhoff-Chef Markus Jooste und Seifert vor einigen Jahren überworfen hatten, bilanzierte Steinhoff die zwischen beiden Parteien zu je 50 Prozent aufgeteilte Möbelkette Poco voll in der eigenen Bilanz. In der Verhandlung ging es nun darum, zu klären wem denn Poco nun eigentlich gehöre. Als Vergleich kam nun der Verkauf der Anteile von Steinhoff an Seifert zustande.
"Wir haben uns geeinigt wie die Pferdehändler"
Da beide Parteien jeweils völlig unterschiedliche Bewertungen der Poco-Möbelkette aufriefen, trafen sich Steinhoff und Seifert schließlich in der Mitte. Der Poco-Firmengründer Peter Pohlmann kommentierte den Deal mit den Worten: „Bei XXXLutz ist Poco besser aufgehoben, XXXLutz hat bessere Möglichkeiten als wir". Der Kauf gelte vorbehaltlich der Genehmigung durch die Kartellbehörden. Seifert wird mit seinen Möbelhäusern durch den Erwerb Pocos weiteren Marktanteil in Deutschland genieren können. Die Präsenz wird auf insgesamt 380 Möbelhäuser mit rund 30.000 Mitarbeitern erhöht.
Ein Trauerspiel
Die Lage des Steinhoff-Konzerns ist weiterhin schwierig. Mit dem Verkauf der Poco-Möbelkette versilbert Steinhoff ein weiteres Asset um sich über Wasser zu halten. Die Papiere des weltweit zweitgrößten Möbelhändlers sind währenddessen zum Pennystock verkommen. Zuletzt wurde der Möbelhändler von der Deutschen Börse vom MDAX in den SDAX degradiert. Kurse jenseits von 3,00 Euro gehören schon länger der Vergangenheit an. Nach dem deutlichen Kurssturz bewegt sich die Aktie seit Anfang des Jahres immer weiter abwärts und markierte zuletzt ein neues Rekordtief bei 0,12 Euro. Es bleibt weiterhin unklar, ob Steinhoff die Folgen des Bilanzskandals wegstecken kann. Für Anleger gilt: Finger weg!