Der Kryptomarkt präsentieren sich am Freitag tiefrot. Die zehn nach Marktkapitalisierung größten Kryptowährungen verlieren durch die Bank im zweistelligen Prozentbereich. Grund sind Spekulationen, wonach die beliebte Kryptobörse Bitfinex den Kurs von Bitcoin & Co manipuliert haben könnte.
Die Betreiber von Bitfinex stehen auch hinter der Kryptowährung Tether (USDT), die angeblich durch US-Dollar-Bestände gedeckt sein soll: Ein USDT entspricht einem US-Dollar. Tether gilt deshalb als vergleichsweise stabil und wird gern zum Kauf von anderen Kryptowährungen verwendet.
Ob die Deckung durch US-Dollar tatsächlich stimmt, wird nun allerdings in Zweifel gezogen. Bei vielen Investoren läuten die Alarmglocken, da in den letzten Monaten neue Tether im Wert von hunderten Millionen Dollar geschaffen wurden – vorzugsweise dann, wenn der Gesamtmarkt Verluste geschrieben hat. Die neuen Tether wurden dann bei Bitfinex genutzt, um im großen Stil Bitcoin und andere Kryptowährungen zu kaufen und so deren Kurse zu stützen.
Angeheizt werden die Spekulationen durch einen Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg, wonach die US-Börsenaufsicht CFTC Vorladungen an die Betreiber von Bitfinex und Tether gesendet haben. Worum es dabei konkret geht, wollten weder die Behörde, noch das Unternehmen kommentieren.
Auch sonst tun Bitfinex und Tether bislang herzlich wenig, um die Wogen zu glätten, im Gegenteil: Der Vertrag mit der US-Wirtschaftsprüfer-Kanzlei Friedman, die das Unternehmen zur Prüfung der Geschäfte und Dollar-Reserven beauftragt hatte, wurde vor wenigen Tagen von Bitfinex gekündigt – bevor ein abschließender Prüfbericht veröffentlich wurde. Das wirkt verdächtig.
Tether = Blackbox
Sollten sich die Vorwürfe gegen Bitfinex erhärten, wären die Folgen für den Kryptomarkt heftig. Für den Krypto-Experten Dr. Julian Hosp sind der Ausfall großer Kryptobörsen und die Anschuldigungen gegen Tether zwei der vier größten Gefahren für den Kryptomarkt in diesem Jahr. „Tether (ein Thema auch bei Bitfinex) ist ein riesiges schwarzes Loch“, warnte Hosp deshalb auch im Interview mit dem bitcoin report.
Im Netz kursieren Studien, wonach der Kryptomarkt um bis zu 80 Prozent crashen könnte, wenn die Vorwürfe gegen Bitfinex tatsächlich stimmen. Einziger (schwacher) Lichtblick: Fast 60 Prozent hat der Bitcoin seit seinem Allzeithoch von Mitte Dezember knapp oberhalb 20.000 Dollar ohnehin schon verloren.
Vorwurf: Bewusste Panikmache
Spekuliert wird allerdings auch, ob die News über die Vorladung der Bitfinex- und Tether-Verantwortlichen womöglich gezielt verbreitet wurde, um den Kryptomarkt unter Druck zu bringen – schließlich haben Bitcoin & Co auch viele Gegner und Investoren, die mit Futures auf fallende Kurse setzen.
Denn anders als von Bloomberg ursprünglich gemeldet, wurden die Vorladungen nicht „letzte Woche“, sondern bereits Anfang Dezember versendet. Einige Beobachter werfen der Nachrichtenagentur daher vor, sich instrumentalisieren zu lassen und eine alte Geschichte künstlich hochzuspielen.
Wie es kurzfristig weitergeht, lässt sich derzeit kaum vorhersagen. Technische Unterstützungen konnten dem Bitcoin zuletzt keinen Halt geben: Zwischenzeitlich fiel er deutlich unter der Marke von 8.000 Dollar. Bei Ethereum und Ripple fallen die Abschläge heute sogar noch dramatischer aus. Ausschlaggebend dürften zunächst auch weiterhin fundamentale Faktoren bleiben.
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