Im Fokus steht derzeit die geplante größte Übernahme in der Firmengeschichte. Übernahmeziel ist die an der Nasdaq notierte Cypress Semiconductor. Infineon bietet 23,85 US-Dollar je Cypress-Aktie, das entspricht einem Unternehmenswert von 9,0 Milliarden Euro. „Der Angebotspreis entspricht einer Prämie von 46 Prozent auf den unbeeinflussten 30-tägigen volumengewichteten Durchschnittskurs im Zeitraum vom 15. April bis 28. Mai 2019, dem letzten Handelstag vor Medienberichten über einen potenziellen Verkauf von Cypress”, so Infineon. Viele Marktteilnehmer sehen die Übernahme jedoch kritisch: „Strategisch absolut sinnvoll, aber (zu) teuer“, so der Tenor auf dem Parkett.
Dieser Ansicht ist auch die britische Investmentbank Barclays. Sie hat das Kursziel für Infineon anlässlich der geplanten Übernahme von Cypress Semiconductor von 17,00 auf 15,50 Euro gesenkt und die Einstufung auf "Underweight" belassen. Der geplante Zukauf erscheine auf den ersten Blick sinnvoll und gewinnsteigernd, schrieb Analyst Andrew Gardiner in einer am Dienstag vorliegenden Studie. Die mit dem Deal einhergehenden Risiken sowie die hohe Bewertung von Cypress ließen für ihn aber kein besseres Anlagevotum zu.
Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat Infineon jedoch auf „Buy“ mit einem Kursziel von 21,50 Euro belassen. Allerdings zeigt sich Analyst Alexander Duval zurückhaltend. In seinem Bewertungsmodell und seinen Prognosen habe er die avisierte Akquisition noch nicht berücksichtigt. Der geplante Deal werfe allerhand Fragen auf - etwa, ob eine Schuldenaufnahme in einem schwierigen Branchenumfeld Sinn mache und inwieweit es positive Gründe für eine Diversifizierung gebe, so Duval.
DER AKTIONÄR ist jedoch der Meinung, dass nach der massiven Korrektur in den vergangenen Wochen für risikobereite Anleger wieder ein interessantes Niveau erreicht ist. Nach der Transaktion peilt der Vorstand ein Umsatzwachstum von neun Prozent, eine Segmentergebnis-Marge von 19 Prozent und eine Investitionsquote von 13 Prozent an. Der Konzern erwartet zudem Kostensynergien von 180 Millionen Euro. DER AKTIONÄR hält an seinem Fazit fest: Winken die US-Aufsichtsbehörden den Deal durch und geht der Plan vom Vorstand auf, dürfte der Konzern mittelfristig operativ profitieren – und die Aktie deutlich höher notieren. Anleger mit Weitblick können das aktuelle Niveau daher zum Auf- oder Ausbau einer Position nutzen – auch wenn man sich dabei zunächst auf eine recht volatile Kursentwicklung einstellen sollte.