Am Sonntag um 13.04 Uhr kam per Ad-hoc-Mitteilung die Bestätigung dessen, was viele schon lange geahnt haben: Die Vorstände von Deutscher Bank und Commerzbank wollen über eine mögliche Fusion ihrer Institute beraten – nun auch offiziell und natürlich „ergebnisoffen“. Dennoch sorgt die Entscheidung für reichlich Zündstoff.
Am Donnerstag treffen sich die Aufsichtsräte der beiden Institute turnusgemäß zu ihren Sitzungen. Bis vergangene Woche standen Beratungen über einen Zusammenschluss nicht auf der Agenda – zumindest nicht offiziell. Gesprächsbedarf hätte es aber so oder so gegeben, denn auch innerhalb der Gremien ist das Thema umstritten.
30.000, 40.000, 50.000 – wer bietet mehr?
Eines der stichhaltigsten Argumente der Befürworter eines Zusammenschlusses ist gleichzeitig ein Schreckgespenst für die Gegner: Um das erhoffte Sparpotenzial zu realisieren, müssen Zehntausende Arbeitsplätze abgebaut werden. Verdi-Chef Frank Bsirske hat die Pläne daher erneut scharf kritisiert: „Da würden 20.000 Arbeitsplätze und mehr im Feuer stehen.“ Verdi-Bankenexperte Jan Duscheck hatte bereits in der Vorwoche gegenüber dem AKTIONÄR Börsen.Briefing. vor massiven Stellenstreichungen gewarnt. Beide Gewerkschafter sitzen auch im Aufsichtsrat der Deutschen Bank – haben dort also ein Wörtchen mitzureden.
Andere Experten gehen sogar von noch größeren Einschnitten beim Personal aus. "Spitzenreiter" ist bislang die die Aktionärsvereinigung DSW, die den Rauswurf von bis zu 50.000 Beschäftigten befürchtet. Insgesamt standen Ende 2018 rund 133.000 Menschen im Dienste der beiden Banken.
Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) soll nach Informationen von Bloomberg bereits signalisiert haben, den Abbau tausender Stellen nicht blockieren zu wollen.
Bund will die Fusion – aber nicht zahlen
In einem anderen Punkt sind die beiden Großbanken jedoch auf sich alleine gestellt, sollte es mit der Fusion konkret werden: nämlich bei der Finanzierung. Denn auch wenn Scholz und sein Staatssekretär, der ehemalige Goldman-Sachs-Banker Jörg Kukies, seit Längerem an dem Deal basteln – zahlen sollen dafür möglichst andere. Der Bund, der mit rund 15 Prozent der größte Einzelaktionär der Commerzbank ist, will im Falle einer Kapitalerhöhung nicht mitziehen, meldet das Handelsblatt.
Frisches Kapital für den Zusammenschluss könnte laut dem Bericht dagegen aus Katar kommen. Der dortige Staatsfonds soll seit einiger Zeit daran interessiert sein, die Beteiligung bei der Deutschen Bank aufzustocken. Bislang sei das aber an regulatorischen Bedenken gescheitert. Jetzt könnte der richtige Zeitpunkt sein, um diese auszuräumen.
„Notverkauf“ der DWS?
Eine weitere Option, die seit dem Wochenende die Runde macht, wäre der Verkauf weiterer Anteile an der Deutsche-Bank-Tochter DWS. Der Fondsspezialist war vor rund einem Jahr an die Börse gegangen, aktuell hält die Deutsche Bank aber noch rund 77,8 Prozent der Aktien. Laut Bloomberg könnte sich das Institut ganz oder teilweise von der DWS trennen. Als potenzieller Abnehmer stünde angeblich schon die Allianz bereit. In Anbetracht des „Notverkaufs“ und der eher mauen Kursentwicklung seit dem IPO ist jedoch fraglich, ob sich dabei ein akzeptabler Verkaufspreis realisieren ließe.
Vieles rund um eine mögliche Fusion von Commerzbank und Deutscher Bank ist noch ungewiss – Erfolgsaussichten und künftiges Wachstumspotenzial eingeschlossen. Sicher ist dagegen nur, dass es teuer wird. Neben Rückstellungen für den zu erwartenden Stellenabbau gilt es auch die dann nötige Neubewertung stiller Lasten in den Bilanzen zu stemmen – und da hat sich in Jahren der Flaute einiges angesammelt. Kaum vorstellbar, dass die Aktionäre dabei ungeschoren bleiben.
Neuer Schub für CoBa-Comeback
DER AKTIONÄR bleibt bei dem Vorhaben insgesamt skeptisch. Der Trading-Wette auf ein Comeback der Commerzbank liefert die neu angefachten Fusionsfantasie zu Wochenbeginn aber dennoch kräftigen Rückenwind. Wer der Empfehlung gefolgt ist, lässt die Gewinne laufen. Auch die Papiere von Deutscher Bank und DWS legen am Montagvormittag deutlich zu, diese stehen derzeit allerdings nur auf der Beobachtungsliste.