Die Fusionsgespräche zwischen Deutscher Bank und Commerzbank sind kein Zuckerschlecken. Beim Versuch, irgendwie auf einen Nenner zu kommen, müssen die beiden Großbanken gegen interne und externe Widerstände kämpfen. Und auch die Aufsichtsbehörden haben am Ende noch ein wichtiges Wörtchen mitzureden, ehe es überhaupt zu einem Zusammenschluss kommen kann.
Für die Bankenaufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB) steht dabei das angeschlagene Handelsgeschäft der Deutschen Bank ganz besonders im Fokus, berichtet Bloomberg unter Verweis auf informierte Personen. Demnach wollen die Aufseher von EZB und nationalen Behörden eine klare Vorstellung davon haben, wie stark die Erträge der fusionierten Bank von der Wertpapier-Sparte abhängig wären. Ziel eines Zusammenschlusses könne es nicht sein, einfach die zusätzlichen Einlagen aus dem Privatkundengeschäft zur Finanzierung des Investmentbankings zu verwenden.
Reuters hatte am Freitag berichtet, dass die Commerzbank im Zuge der Sondierungsgespräche die Bereitschaft zu einer Umstrukturierung des Investment-Geschäfts von Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing eingefordert haben soll. Top-Manager der Deutschen Bank haben das zumindest mit Blick auf die USA jedoch inzwischen zurückgewiesen.
Die Umsätze im Handel mit Wertpapieren sind bei der Deutschen Bank seit sieben Quartalen rückläufig. Auch der Jahresstart 2019 verspricht kaum Besserung – im Gegenteil: Die operative Flaute hat sich laut Insidern im ersten Quartal fortgesetzt. Bisher hat sich Sewing jedoch trotz hoher Finanzierungskosten und vergleichsweise schwacher Performance gegen weitere Einschnitte im Investmentbanking gewehrt.
Härtetest für Bankenaufsicht der EZB
Für die EZB wäre der Zusammenschluss von Deutscher Bank und Commerzbank das bislang größte Projekt in ihrer Rolle als europäische Bankenaufseherin, die sie vor rund fünf Jahren angenommen hatte. Entsprechend dürften man dort ganz genau hinschauen – schon alleine, um nicht mitverantwortlich gemacht zu werden, falls es später zu Problemen kommen sollte.
Die Aufseher werden daher die Businesspläne der beiden Institute genau durchleuchten und dabei besonderes Augenmerk auf mögliche Kostenersparnisse, Umsätze und Kapitalpuffer legen. Zudem müssten die beiden Banken überzeugende Pläne vorlegen, wie sie ihre Profitabilität steigern wollen, hieß es. Bereits in der Vorwoche gab es Meldungen, wonach die EZB eine Verbesserung der Kapitalausstattung angemahnt haben soll. Offiziell wollte die Zentralbank zu der Meldung keine Stellung nehmen.
Bank-Aktien auf Erholungskurs
Nach den Verlusten vom Wochenanfang können die Aktien von Deutscher Bank und Commerzbank am Dienstag wieder zulegen. Bei der Commerzbank fällt das Plus mit 0,3 Prozent moderat aus, das Chartbild bleibt damit aber zumindest kurzfristig aussichtsreich. DER AKTIONÄR setzt hier weiterhin auf eine Fortsetzung der technischen Erholung. Die Papiere der Deutschen Bank stehen derweil auf der Beobachtungsliste.