Spekulationen, ob und wann sich Deutsche Bank und Commerzbank zusammenschließen, sind nicht neu, werden derzeit aber heftiger diskutiert denn je. „Finanzminister Olaf Scholz und seine Berater wollen die Fusion unbedingt“, hatte die Wirtschaftswoche (WiWo) Anfang des Monats unter Berufung auf informierte Kreise gemeldet. Zumindest bei einem dieser Berater klingt das inzwischen ganz anders.
„Die Gerüchte um eine mögliche Fusion zwischen Deutscher Bank und der Commerzbank kommen zur falschen Zeit”, sagte der stellvertretende Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirats des Bundesfinanzministeriums, Jörg Rocholl, am Donnerstag gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Die Deutsche Bank habe gerade ihren ersten Gewinn seit Jahren erwirtschaftet und selbstgesteckte Kostenziele übertroffen. Man sollte ihr und ihrer Führung Zeit geben, diesen Weg weiter zu beschreiten. „Daher sehe ich derzeit keine ökonomisch plausible Begründung für eine Fusion“, betonte Rocholl.
Einig sind sich der Finanzminister und sein Experte jedoch, wenn es um die Bedeutung der heimischen Großbanken geht. „International vertretene und gut vernetzte Banken wie die Commerzbank und vor allem die Deutsche Bank sind wichtig für die exportorientierten deutschen Unternehmen, gerade für den Mittelstand“, so Rocholl.
Kontroverse Diskussionen
Mit drastischen Worten hatte sich in dieser Woche Sascha Steffen von der Frankfurt School of Finance and Management in einem Artikel der New York Times gegen eine Fusion der beiden Institute ausgesprochen (das Börsen.Briefing. berichtete). Ein Sinneswandel zugunsten einer Fusion scheint sich derweil beim US-Finanzinvestor Cerberus zu vollziehen. Dieser ist aktuell mit fünf Prozent an der Commerzbank und mit drei Prozent an der Deutschen Bank beteiligt. Seit dem Einstieg 2017 haben beide Investments dem Höllenhund jedoch heftige Verluste eingebrockt.
Bank-Aktien auf Erholungskurs
Den Aktien von Deutscher Bank und Commerzbank tut der Wirbel um eine mögliche Fusion sichtlich gut – beide knüpfen am Donnerstag an ihre Aufwärtsbewegung der vergangenen Tage an. Speziell bei der Commerzbank hat sich das Chartbild zuletzt deutlich aufgehellt. Trader können dort nun wieder einen Fuß in die Tür stellen. Die Deutsche-Bank-Aktie bleiben derweil auf der Watchlist.