Laut einem Medienbericht will Amazon eine neue Supermarktkette gründen und das Milliarden-Engagement im Lebensmittelmarkt ausbauen. In einer ersten Reaktion sanken die Aktien der US-Händler wie Walmart, Kroger und Target. Dabei sind nicht die traditionellen Supermarktketten die Gejagten – sondern Amazon.
Was bisher geschah…
Jahrelang hat Amazon in den Lebensmittel-Lieferservice „Amazon Fresh“ investiert und keine Marktpenetration erreicht. 2017 hat sich der Internet-Gigant dann dazu entschlossen, die Supermarktkette Whole Foods für 14 Milliarden Dollar zu kaufen. Zudem hat Amazon 2018 erste Läden namens Amazon Go eröffnet, die mithilfe von Sensoren, Kameras und Bezahl-App den Lebensmitteleinkauf vollständig automatisieren.
Das ist geplant
Doch damit nicht genug: Laut Bloomberg plant Amazon, bis zu 3.000 weitere Amazon Go Läden aufzubauen. Am Freitag hat das Wall Street Journal berichtet, dass der Konzern beabsichtige, eine komplett neue Supermarktkette zu schaffen, die noch mehr Produkte verkaufen als Whole Foods.
Amazon treibt damit seine Online-Offline-Strategie weiter voran und adressiert damit das größte Problem und die größte Chance im Kernsegment: Lebensmittel. Lebensmittel stellen im E-Commerce den heiligen Gral dar, denn sie werden von jedem Menschen jeden Tag konsumiert. Laut der US-Regierung umfasst der US-Lebensmittelhandel allein im Dezember 2018 rund 55 Milliarden Dollar.
Das ist das Problem
Doch Lebensmittel sind aus mehreren Gründen für den klassischen Online-Handel ungeeignet:
Einzige Lösung: eigene Läden. Will Amazon also im Lebensmittelmarkt etwas bewegen, ist der Konzern dazu gezwungen, massiv zu investieren. Für 14 Milliarden Dollar wurden bereits 472 Whole Foods Läden gekauft und 3.000 weitere Amazon Go-Läden dürften bei Kosten von je einer Million Dollar pro Laden rund drei Milliarden kosten.
Amazon nicht einmal unter den Top 10
Gleichzeitig schläft die Konkurrenz nicht. So zählt beispielsweise Walmart in seinem Quartalsbericht die Lieferung von Lebensmitteln zu den stärksten Treibern der E-Commerce-Sparte und will den Service auf 1.000 weitere Läden ausweiten. Im Gegensatz zu Amazon existieren diese Läden bereits und im Gegensatz zu Amazon ist Walmart an der Spitze der Nahrungskette. Der E-Commerce-Reise war 2018 nicht einmal unter den Top 10.
Dass Amazon im Lebensmittelbereich außer Milliardensummen aktuell wenig zu melden hat, zeigt auch eine aktuelle UBS-Umfrage. Laut der Studie schrumpfte 2018 trotz massiver Investitionen die Anzahl der Prime-Abonnenten, die Lebensmittel bestellten.
Andere Wachstumsstärken
Anleger sollte dies jedoch nicht verwundern, denn der Lebensmittelhandel ist kein Online-Handel und mangelnde Expertise lässt sich nur bedingt einkaufen. Sorge ist an dieser Stelle jedoch ebenfalls unberechtigt, denn Amazon kann in Sachen Plattform-Handel und dem damit verbundenen Werbegeschäft weiterhin massive Wachstumsraten verzeichnen. Und solange diese Wachstums-Story intakt ist, dürfte auch die Aktie weiter steigen.