BASEL (dpa-AFX) - Alzheimer gilt bis heute als eine riskante Wette in der Forschung. Das hat an diesem Montag auch der Pharmakonzern Roche
Eine Behandlung mit "Gantenerumab" habe bei den betroffenen Patienten nicht zu einer Verlangsamung der Krankheit geführt, berichtete Roche. Auch der Grad der Beta-Amyloid-Entfernung, der für Alzheimer typischen Ablagerungen im Hirn, sei geringer als erwartet ausgefallen.
Morphosys-Konzernchef Jean-Paul Kress zeigte sich von den Ergebnissen "enttäuscht". Die seit 2000 bestehende, weltweite Kooperationsvereinbarung mit Roche sieht vor, dass die Schweizer vollständig für die klinische Entwicklung und die mögliche Vermarktung von "Gantenerumab" verantwortlich ist. MorphoSys hat eigenen Angaben zufolge Anspruch auf gestaffelte Tantiemen zwischen 5,5 und 7,0 Prozent der Nettoumsätze sowie auf potenzielle erfolgsabhängige, regulatorische Meilensteinzahlungen.
Roche wird den Angaben zufolge weiter an der Entwicklung und Bereitstellung von Tests für eine frühzeitige und genaue Alzheimer-Diagnose arbeiten und verfüge über eine Pipeline von Prüfmedikamenten für verschiedene Angriffspunkte, Arten und Stadien der Krankheit.
Die Aktien von Roche und Morphosys gaben vorbörslich deutlich nach, Roche um rund 5 Prozent, Morphosys um fast ein Fünftel. Damit ist der jüngste Erholungsversuch der arg gebeutelten Morphosys-Aktie vorbei.
Auch wenn Analysten immer wieder betont hatten, dass sie die Erfolgschancen dieser Studie für sehr gering hielten, hatte sich zuletzt etwas Hoffnung am Markt breitgemacht. Grund dafür waren die Konkurrenten Biogen/Eisai, die kürzlich mit einem ähnlichen Ansatz in einer Studie erstmals positive Ergebnisse und damit einen Durchbruch erzielt hatten.
Für den Analysten Wimal Kapadi von Bernstein Research sind die Gantenerumab-Daten nun aber schlecht genug, um zu wissen, dass es das Aus für den Medikamentenkandidaten bedeute. Die detaillierten Daten Ende November hält er nicht mehr für sonderlich wichtig.
Die Pharmabranche steht beim Thema Alzheimer unter großem Druck. Berechnungen der Organisation Alzheimer's Disease International zufolge könnten bis 2050 weltweit 139 Millionen Menschen an Alzheimer erkranken. Bereits heute sind etwa 55 Millionen von dieser verheerenden Krankheit betroffen. Zudem könnten sich die weltweiten Krankheitskosten bis 2030 auf rund zwei Billionen US-Dollar verdoppeln./hr/rw/AWP/nas/mis
Quelle: dpa-AFX