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HERZOGENAURACH (dpa-AFX) - Die Automobilkrise in Deutschland fordert neue Opfer: Nach den düsteren Spar-Ankündigungen von Volkswagen
Schaeffler kündigte den Abbau von 4.700 Arbeitsplätzen in Europa an, davon 2.800 in Deutschland. Das entspreche rund 3,1 Prozent des gesamten Personalbestandes. Allerdings werden auch einige Stellen innerhalb Europas oder ins nicht europäische Ausland verlagert, sodass Schaeffler von einem Nettoabbau im Volumen von 3.700 Stellen spricht. Die Arbeitnehmervertreter reagieren verärgert und fordern, Alternativen auszuloten. Vorstandschef Rosenfeld sagt: Es gibt keine Alternativen.
Harter Wettbewerb mit Chinesen
Hinter den Plänen stehen drei Hauptgründe: Das Geschäft mit Lagern etwa für Windräder lahmt - wegen der Konkurrenz aus China. "Im Windbereich greifen die Chinesen an", sagt Rosenfeld. Die Transformation der Autobranche hin zur E-Mobilität geht langsamer vonstatten als geplant. "Der Abbau von rund 600 Stellen geht auf Kostensynergien aus der Fusion mit Vitesco zurück", sagt Rosenfeld. Schaeffler hatte erst vor wenigen Wochen den Elektroantriebs-Spezialisten aus Regensburg geschluckt und war damit zu einem der weltweit zehn größten Unternehmen der Zulieferbranche mit insgesamt rund 120.000 Mitarbeitern aufgestiegen.
Betroffen von dem Abbau seien zehn Standorte in Deutschland und fünf weitere in Europa, teilt das Unternehmen am Firmensitz im fränkischen Herzogenaurach mit. Zwei der fünf europäischen Standorte sollen ganz geschlossen werden. In Deutschland seien vor allem die großen Standorte Herzogenaurach, Schweinfurt, Regensburg und Homburg (Saar) betroffen. Allein in Schweinfurt, wo ein Werk in ein anderes aufgehen soll, könnten nach Angaben des Betriebsrates - zusammen mit bereits vorher angekündigten aber noch nicht umgesetzten Maßnahmen - rund 700 Stellen wegfallen. Ein Werk in China soll ganz wegfallen, der Standort Hameln könnte bald verkauft werden.
Schaeffler will sozialverträglich vorgehen
Das Maßnahmenpaket werde in den Jahren 2025 bis 2027 umgesetzt. Ab 2029 sollen so 290 Millionen Euro pro Jahr eingespart werden. 75 Millionen Euro davon stünden im Zusammenhang mit der Fusion mit Vitesco. Die Maßnahmen erforderten einen Einmalaufwand von rund 580 Millionen Euro. Rosenfeld hatte schon vor Wochen öffentlich darüber spekuliert, ob das Unternehmen etwa noch zwei Hauptquartiere benötige - Vitesco hatte seinen Sitz in Regensburg.
"Das Programm ist in der aktuellen Umfeldlage notwendig, um die Wettbewerbsfähigkeit der Schaeffler-Gruppe langfristig zu sichern. Wir werden es sozialverträglich und mit Augenmaß umsetzen", sagte Rosenfeld. Die "aktuelle Umfeldlage" in der Automobilbranche bringt beinahe täglich Hiobsbotschaften - die Krise bei Volkswagen ist die prominenteste davon. Aber auch Zulieferer wie ZF Friedrichshafen, Continental
Schwache Quartalszahlen
Im dritten Quartal ging der Umsatz um 2,6 Prozent auf 3,96 Milliarden Euro zurück. Währungsbereinigt war es ein Minus von 1,1 Prozent. Während es im Ersatzteilgeschäft weiter rund lief, gingen die Erlöse in der Autozulieferung und vor allem im Geschäft mit der sonstigen Industrie zurück. Regional gesehen gab es in China den größten Dämpfer.
Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern im Konzern fiel um fast 45 Prozent auf 187 Millionen Euro. Analysten hatten im Tagesgeschäft mit einem deutlich geringeren Rückgang gerechnet. Unter dem Strich rutschte Schaeffler mit einem Verlust von 13 Millionen Euro in die roten Zahlen. Ein Jahr zuvor hatte das Unternehmen 150 Millionen Euro Gewinn gemacht. Die Jahresprognosen bestätigte das Management um Rosenfeld.
Die Schaeffler-Aktie verlor am Mittag 4,7 Prozent auf 4,42 Euro. In diesem Jahr haben die Aktionäre des im SDax
Rosenfeld sieht sein Unternehmen grundsätzlich in der Spur. Die Doppelstrategie, sowohl auf Komponenten für Verbrenner-Motoren als auch auf E-Mobilität zu setzen, habe sich als richtig erwiesen. Bei den Aufträgen für E-Antriebe liege man mit einem Volumen von 4,4 Milliarden Euro in dne ersten neun Monaten sogar über Plan. 2024 war wegen der Fusion mit Vitesco ohnehin von vornherein zum Übergangsjahr ernannt worden. "Ich gehe nicht davon aus, dass 2025 besser wird", sagt Rosenfeld./dm/men
Quelle: dpa-AFX