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FRANKFURT (dpa-AFX) - Das unverhoffte Plus beim Milliarden-Deal für die TV-Rechte erfüllte Hans-Joachim Watzke sichtlich mit Stolz. Der deutsche Profifußball habe ein Ergebnis bekommen, "wo ganz Europa aufhorchen wird. Das ist schon ein starkes Signal der Bundesliga", sagte der Präsidiumssprecher der Deutschen Fußball Liga. 4,484 Milliarden Euro kassiert die DFL für die deutschsprachigen TV-Rechte in den nächsten vier Spielzeiten - und damit 84 Millionen mehr als bei den aktuell gültigen Abschlüssen.
Dies gaben die DFL-Spitzenvertreter nach der Mitgliederversammlung am Frankfurter Flughafen bekannt. "Das ist ein großer Erfolg für die Liga und auch für unsere Geschäftsführung. Das ist ein großartiges Ergebnis", sagte Watzke. Immer wieder verwiesen die DFL-Funktionäre darauf, dass sie den frischen Geldregen trotz der zunehmend schwierigen wirtschaftlichen Lage und internationaler Krisenherde sichern konnten.
Mehr Auslandserlöse jetzt im Blick
Pro Jahr erhalten die 36 Erst- und Zweitligisten im Schnitt 1,121 Milliarden Euro. Zugleich kündigte der Geschäftsführer von Borussia Dortmund an: "Als Nächstes versuchen wir mit aller Kraft, die Auslandserlöse nach oben zu schieben."
Die DFL präsentierte dieses Ergebnis nach der Zustimmung der 36 Klubs in einem Frankfurter Flughafenhotel. Die zweiprozentige Steigerung gebe den Bundesliga-Klubs "Stabilität und Planungssicherheit auf wirklich hohem Niveau fast bis in nächste Jahrzehnt", so Steffen Merkel, einer der beiden DFL-Geschäftsführer.
"Damit hat die Bundesliga nach der Premier League weiterhin den zweitstärksten Medienvertrag aller Fußballligen weltweit", ergänzte Merkel. Sein Mitstreiter Marc Lenz sprach von großen Herausforderungen auf dem nationalen und internationalen Medienmärkten.
Über die - stets heißt diskutierte - Verteilung der Gelder innerhalb der beiden oberen Ligen entscheidet das DFL-Präsidium. "Es gibt Clubs, die würden gerne noch mal über gewisse Leitplanken diskutieren. Wenn das so kommen wird, wird sich das Ganze nach hinten schieben", sagte Watzke. Dieses Jahr werde nichts mehr passieren, aber im Januar soll es zu einer Einigung kommen, da es den "Zeitdruck durch die Lizenzierungsfristen" gebe.
Die wichtigsten Informationen für die Fans waren schon vorher durchgesickert: Wer alle Spiele seines Lieblingsvereins in der 1. Liga sehen will, benötigt auch zukünftig zwei Abonnements. Sky und DAZN sicherten sich je zwei Pakete für den Bezahl-Bereich von 2025/26 bis 2028/29.
Welchen Preis die Fernsehzuschauer künftig für Abos bezahlen müssen, ist noch nicht bekannt. Bisher werden bei beiden Sendern Verträge mit Bundesliga-Spielen für 30 bis 40 Euro im Monat angeboten.
Klassiker "Sportschau" und "Sportstudio" weiter wie bisher
Die traditionsreichen ARD-"Sportschau" und ZDF-"Sportstudio", letzteres auch mit Bildern vom Erstliga-Topspiel am Abend, bleiben mit ihren Free-TV-Spielberichten am Samstag in der bisherigen Form erhalten. Die "Sportschau" hat als wichtigste Fußballsendung im Land seit 2003/2004 wieder die exklusiven Rechte für die Höhepunkte der Liga im frei empfangbaren Fernsehen. Ursprünglich stand auch eine verkürzte und spätere Sendung zur Debatte.
Sky überträgt künftig das Spiel am Freitagabend sowie alle Spiele am Samstag einzeln - inklusive des Topspiels um 18.30 Uhr. Außerdem bietet der Pay-TV-Sender seinen Kunden alle Spiele der 2. Bundesliga live.
Samstagskonferenz neu bei DAZN
Der ebenfalls kostenpflichtige Internet-Sportsender DAZN hat sich hingegen die 1. Liga am Sonntag gesichert sowie die Konferenzschaltung am Samstag, die bisher bei der Konkurrenz lief und
- vor der Umbenennung von Premiere zu Sky - dort erfunden wurde.
"Wir haben 87 Prozent der Spiele live, das ist mehr als in den letzten acht Jahren, 80 Prozent aller Begegnungen exklusiv. Damit bin ich sehr zufrieden", sagte Sky-Deutschland-Chef Barny Mills der Deutschen Presse-Agentur. "Wir wollten mit Abstand die meisten Spiele haben, und wir wollten die Topspiele zeigen - und das haben wir erreicht", kommentierte er die drei Pay-TV-Pakete fürs Ober- und Unterhaus.
RTL sichert sich Zweitliga-Topspiel im Free-TV
Ein Paket mit neun Live-Spielen im frei empfangbaren Fernsehen erwarb wieder ProSiebenSat.1
Für die beiden DFL-Geschäftsführer Merkel (39) und Lenz (38), seit 2023 als Nachfolger von Christian Seifert im Amt, war es der erste Abschluss - nach turbulenten Verhandlungen. Die im April abgebrochene Auktion endete mit 224 Tagen Verzögerung im zweiten Anlauf. Ein Streit zwischen der DFL und DAZN um das Rechtepaket B erforderte eine gerichtliche Klärung.
Rückgang der TV-Einnahmen in anderen Ländern
Der Verkauf von TV-Rechten für Ligen ist zusehends schwieriger. In Italien und Spanien gab es bei den bisher letzten Vertragsabschlüssen geringere Einnahmen, in Frankreich sogar einen deutlichen Einbruch. Und auch bei der Premier League gab es ein Minus, wenn der Ertrag auf die Anzahl der Spiele umgerechnet wird.
Die mit Abstand teuerste Liga der Welt kassiert von 2025/2026 bis 2028/2029 umgerechnet 8,08 Milliarden Euro für die nationale TV-Vermarktung - sie musste dafür aber die Anzahl der Live-Spiele von 200 auf 270 erhöhen./ujo/DP/ngu
Quelle: dpa-AFX