Am Öl-Markt sorgt die OPEC+ zum Wochenausklang für schlechte Stimmung. Die Ölpreise sind am Donnerstag trotz einer zusätzlichen Produktionskürzung großer Fördernationen kräftig gefallen. Russland hat die von Moskau mitgetragene Kürzung der Ölförderung der OPEC+-Staaten mit der Notwendigkeit einer Marktstabilisierung begründet. Die Lage bleibt unsicher.
Mitglieder des großen Ölkartells Opec+ wollen ihre Produktion im ersten Quartal des kommenden Jahres weiter reduzieren. Nach einer Online-Sitzung teilte die Gruppierung mit, dass die Ölgiganten Saudi-Arabien und Russland ihre bestehenden Einschränkungen von insgesamt 1,3 Millionen Fass (je 159 Liter) pro Tag bis März beibehalten. Sechs weitere Mitglieder des Verbundes würden ihre täglichen Fördermengen im nächsten Quartal zusätzlich um fast 700 000 Fass Rohöl drosseln, hieß es.
Die Ölpreise fielen am gestrigen Donnerstag trotz der Kürzungen. Ein Barrel der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Januar kostete gegen Abend 81,50 US-Dollar (74,79 Euro). Das waren 1,38 Dollar weniger als am Vortag. Der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel in ähnlichem Ausmaß auf 76,60 Dollar. Hintergrund dürfte sein, dass sich nicht alle 20 Länder der Opec+ an der Angebotsreduktion beteiligen. Marktbeobachter mutmaßten, es fehle an Einigkeit.
Russland und die Opec+ bezifferten ihre geplanten Kürzungen mit insgesamt 2,2 Millionen Barrel pro Tag. Darin sind jedoch die Verlängerung der aktuellen Drosselungen durch Saudi-Arabien und Russland enthalten, sowie eine geplante Export-Reduktion von russischen Raffinerieprodukten.
Die Opec+ teilte außerdem mit, dass Brasilien Anfang kommenden Jahres dem Förderverbund beitreten soll. Das Land gilt als aufstrebender Erdölproduzent, der seine Produktion in den vergangenen Jahren beständig ausgeweitet hat.
Bislang hatten zehn Staaten der Organisation Erdölexportierender Länder (Opec), sowie zehn weitere Länder im Rahmen der Opec+ Förderziele abgestimmt, um Preise zu stützen. Die von Saudi-Arabien und Russland dominierte Gruppierung fördern etwa 40 Prozent des globalen Öl-Angebots, das im Oktober rund 102 Millionen Fass pro Tag betrug.
Die Ölpreise haben sich am Freitag nur wenig bewegt. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Februar kostete gegen Mittag 81,00 US-Dollar. Das waren 14 Cent mehr als am Vortag. Der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur Lieferung im Januar stieg um 19 Cent auf 76,15 Dollar.
Am Markt wurden Zweifel an der Umsetzung der Beschlüsse der Opec+ laut. Die freiwillige Förderkürzung sorgte überwiegend für Skepsis und wurde von Analysten als Enttäuschung bezeichnet. Immerhin hat das führende Opec-Land Saudi-Arabien deutlich gemacht, dass es seine bestehende Produktionskürzung um eine Million Barrel pro Tag bis zum Ende des ersten Quartals 2024 verlängern werde.
Die OPEC verunsichert die Anleger und auch die Experten reagieren überwiegend skepisch auf die Pläne der OPEC. In der kommenden Woche müssen Anleger weiterhin mit einer erhöhten Volatilität rechnen.
Mit Material von dpa-AFX