Der Euro ist am Montag zum US-Dollar weiter im Aufwind geblieben. Hintergrund ist, dass die Inflation in Deutschland im Mai weiter gestiegen ist. Die Verbraucherpreise lagen um 7,9 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats, wie das Statistische Bundesamt am Montag anhand vorläufiger Daten mitteilte.
Die Gemeinschaftswährung erreichte bei 1,0770 US-Dollar den höchsten Stand seit Ende April und notierte am Mittag noch bei 1,0760 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Freitag auf 1,0722 (Donnerstag: 1,0697) Dollar festgesetzt.
Laut Claus Vistesen, Chefvolkswirt für die Eurozone beim Analysehaus Pantheon Macroeconomics, deuten die Daten aus den Bundesländern darauf hin, dass die Inflation in Deutschland insgesamt im Mai stärker angezogen hat als bislang von Analysten erwartet. Sie rechnen aktuell mit einem Anstieg der Teuerung auf 8,1 Prozent nach 7,8 Prozent im April. Zudem sprechen die Daten Vistesen zufolge dafür, dass bei der nächsten Zinssitzung der Europäischen Zentralbank in der kommenden Woche die Befürworter einer strikteren Geldpolitik den Ton angeben dürften.
Angesichts der hohen Inflation im Euroraum stellte EZB-Präsidentin Christine Lagarde zuletzt nach langem Zögern bis zum Spätsommer ein Ende der negativen Leitzinsen in Aussicht. Andere Notenbanken wie etwa die US-Notenbank Fed oder die Bank of England haben ihre Leitzinsen unterdessen bereits deutlich erhöht.
EZB-Chefvolkswirt Philip R. Lane dämpfte Hoffnungen auf ein noch schnelleres Ende des negativen Einlagensatzes von derzeit minus 0,5 Prozent im Euroraum. Forderungen nach einer größeren Zinserhöhung auf der nächsten Sitzung würden zwar diskutiert, sagte Lane. Aber "unsere derzeitige Einschätzung der Lage, bei der wir davon ausgehen, dass die mittelfristigen Inflationsaussichten mit unserem Zwei-Prozent-Ziel übereinstimmen, spricht für ein schrittweises Vorgehen bei der Normalisierung."
Die anhaltend hohe Inflation erzeugt weiteren Druck auf die EZB. Anleger spekulieren, dass die Notenbank gezwungen sein könnte, die Zinsen schneller zu erhöhen als bisher erwartet. Mit dem Sprung über die Marke von 1,06 EUR/USD wurde in den vergangenen Tagen eine technische Umkehrformation gebildet und ein frisches Kaufsignal ausgelöst. Ob die Bullen das Momentum aufrechterhalten können, bleibt abzuwarten. Am 9. Juni gibt der EZB-Rat ein neues Update zum weiteren Fahrplan.
(Mit Material von dpa-AFX)