Die Freude am Montag war groß, als das Mainzer Biotech-Unternehmen BioNTech starke Daten der finalen Studie zu ihrem Corona-Impfstoff-Kandidaten gemeldet hatten. Der DAX startete ein wahres Kursfeuerwerk. Doch nun stellt sich eine andere Frage. Erhält Deutschland im Falle einer Zulassung überhaupt entsprechende Impfstoff-Dosen?
Es gebe bisher einen Vorvertrag, aber keinen Abschluss, erklärte der Bundesgesundheitsminister Jens Spahn am Montagabend im „heute journal“ des ZDF. Auch wenn viele rechtliche Fragen zu klären seien – es gehe auch um Geschwindigkeit.
Spahn verlangt nun, dass die EU so schnell wie möglich einen Vertrag über die Lieferung eines Corona-Impfstoffs mit dem Mainzer Unternehmen BioNTech und dem Pharmakonzern Pfizer abschließt.
"Ich möchte vor allem, dass wir in den nächsten Tagen zu einem Abschluss kommen als Europäische Union. Ich könnte es als deutscher Gesundheitsminister jedenfalls schwer erklären, wenn in anderen Regionen der Welt ein in Deutschland produzierter Impfstoff schneller verimpft würde als in Deutschland selbst", betonte der Minister. Deshalb dringe er "sehr sehr stark darauf", dass man jetzt endlich zu einem Ergebnis komme.
Die EU-Kommission verhandelt bereits seit einiger Zeit mit BioNTech/Pfizer über einen Rahmenvertrag zur Lieferung des Impfstoffs an alle EU-Staaten. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen schrieb am Montagnachmittag auf Twitter, man werde bald einen Vertrag über bis zu 300 Millionen Impfdosen abschließen. Von der EU-Kommission unterzeichnet sind bisher Rahmenverträge mit den Pharmafirmen Johnson & Johnson, AstraZeneca und Sanofi-GSK.
Als erste westliche Hersteller hatten BioNTech und Pfizer am Montag vielversprechende Ergebnisse veröffentlicht. Demnach bietet ihr Impfstoff einen mehr als 90-prozentigen Schutz vor Covid-19. Die Unternehmen wollen voraussichtlich ab der kommenden Woche die Zulassung bei der US-Arzneimittelbehörde FDA beantragen. Spahn geht von einer parallelen Beantragung der Zulassung bei der FDA und der europäischen Arzneimittelbehörde EMA aus.
Die Frage ist nun, ob es die Bundesregierung schafft, schnell einen Vertrag zu verhandeln, dass BioNTech und Pfizer auch an Deutschland liefern. Für die Aktie dürfte dies aber wenig Auswirkung haben. Die Nachfrage nach dem Impfstoff, erhält er denn die Zulassung, ist sicher. Anleger, die zuletzt Teilgewinne mitgenommen haben, lassen den Rest der Position in jedem Fall weiter laufen. Seit der Erstempfehlung des AKTIONÄR vor genau einem Jahr bei 11,70 Euro hat sich damit Papier mittlerweile mehr als verachtfacht.
UPDATE: Der Impfstoff von BioNTech und Pfizer soll rasch auch in der Europäischen Union zur Verfügung stehen. Die EU-Kommission stehe kurz vor dem Abschluss eines Liefervertrags, sagte der CSU-Europapolitiker Manfred Weber am Dienstagvormittag im Fernsehsender Phoenix. "Ich kann Entwarnung geben: Die Verträge werden in den nächsten Stunden unterschrieben und dann auch durch die Kommissionsbeschlüsse morgen rechtlich verankert werden", sagte der Fraktionschef der Europäischen Volkspartei.
Die Autorin hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die durch die durch die Publikation etwaig resultierende Kursentwicklung profitieren: BioNTech.
(Mit Material von dpa-AFX)