Durch die Corona-Pandemie hat die deutsche Biotech-Branche eine Renaissance erlebt. Gerade die Impfstoff-Hersteller BioNTech und CureVac standen bei den Anlegern hoch im Kurs. Doch der heimische Kurszettel hat weitere spannende Unternehmen aus dem Sektor zu bieten, wie zum Beispiel Immatics aus Tübingen. DER AKTIONÄR interviewte Firmenlenker Dr. Harpreet Singh zu den jüngsten Entwicklungen.
Herr Singh, wie wichtig ist der jüngste Deal mit Bristol-Myers Squibb für Immatics?
Bristol-Myers Squibb und Immatics verbindet eine gemeinsame Vision: Therapien für Patienten mit soliden Tumoren zu entwickeln, für die ein hoher medizinischer Bedarf besteht. Basierend auf den vielversprechenden präklinischen Daten sehen wir ein beachtliches Potenzial für unser erstes TCER-Programm IMA401, was durch die Partnerschaft mit Bristol Myers Squibb bestätigt wird. Auf der Grundlage der hervorragenden Partnerschaft, die wir seit 2019 mit Celgene, jetzt Teil von Bristol-Myers Squibb aufgebaut haben, und der Stärken der beiden Unternehmen, ist Bristol-Myers Squibb der ideale Partner für die weitere Entwicklung von IMA401. Wichtige Faktoren in unserer Entscheidung für diese Zusammenarbeit waren die exzellenten globalen klinischen Entwicklungs- und Vermarktungskapazitäten von Bristol-Myers Squibb im Onkologie-Sektor sowie die sehr guten Erfahrungen in der bestehenden Zusammenarbeit.
Sind in Zukunft weitere Deals dieser Art in Aussicht?
Partnerschaften können uns dabei helfen, innovative Produkte schneller und umfangreicher zu entwickeln und letztendlich zu den Patienten zu bringen, die sie dringend benötigen. Außerdem sind sie auch ein wichtiger Aspekt bei der Validierung von Technologien und therapeutischen Ansätzen. Unser Ziel ist es, ein voll-integriertes Biotech-Unternehmen aufzubauen und dabei, wo strategisch sinnvoll, das Portfolio zusammen mit hochqualifizierten Kooperationspartnern, wie Bristol-Myers Squibb, weiterzuentwickeln, gleichzeitig aber eigene relevante Programme für die Entwicklung und Kommerzialisierung zu behalten.
Was können Anleger im Jahr 2022 von Immatics erwarten?
Im November 2021 konnten wir auf der SITC-Jahrestagung für unseren Zelltherapie-Ansatz ACTengine IMA203 eine beispiellos hohe Ansprechrate in Patienten mit soliden Tumoren zeigen. IMA203 ist gegen die Zielstruktur PRAME gerichtet und basierend auf diesen ermutigenden Daten werden wir den Einsatz für die Entwicklung unserer PRAME-Programme erhöhen und uns Anfang 2022 auf verschiedene Maßnahmen konzentrieren, um ein Langzeit-Ansprechen bei Patienten zu erreichen. Dabei werden wir IMA203 als Monotherapie sowie in Kombination mit einem Checkpoint-Inhibitor verwenden. Außerdem bringen wir noch einen Zelltherapieansatz der nächsten Generation an den Start, bei dem zusätzlich ein CD8-Korezeptor in die IMA203-T-Zellen eingebracht wird (IMA203CD8). Alle drei Kohorten starten noch im ersten Halbjahr 2022.
Des Weiteren planen wir, in 2022 einen Investigational-New-Drug-(IND)-Antrag für unser viertes ACTengine-Programm, IMA204, einzureichen. IMA204 zielt auf eine neuartige Zielstruktur, namens COL6A3 Exon 6, im Tumor-Stroma ab.
Bei den bispezifischen TCR Molekülen (TCER) soll die klinische Studie für das erste TCER-Programm IMA401 in der ersten Hälfte des Jahres 2022 beginnen und wird Patienten mit verschiedenen soliden Tumoren einschließen. Für unseren zweiten TCER-Kandidaten, IMA402, der gegen PRAME gerichtet ist, ist die Produktion von GMP-Material für eine klinische Phase-1-Studie für die zweite Hälfte des Jahres 2022 geplant. Der Start der Phase-1-Studie mit IMA402 ist derzeit für 2023 geplant. Weiterhin haben wir ein drittes Programm innerhalb der TCER-Pipeline in der frühen präklinischen Entwicklung.
Vielen Dank für das Interview!
Immatics hat im kommenden Jahr viel vor. Der jüngste Deal mit Bristol-Myers Squibb unterstreicht das immense Potenzial der Pipeline, die die Tübinger weiter vorantreiben und ausbauen. Aufgrund des frühen Entwicklungsstadiums eignet sich die Aktie jedoch nur für den äußerst risikobereiten Anleger.