Die Nachricht über ein wirksames Covid-19-Medikament von Pfizer hat am Freitag die Corona-Impfstoff- und Medikamentenbranche durchgeschüttelt. Die Nachricht, dass eine Pille des Pharmakonzerns die Gefahr einer notwendigen Krankenhauseinweisung oder eines Todes um 89 Prozent reduzieren soll, ließ die Pfizer-Aktien um 10,9 Prozent nach oben schießen und half auch dem US-Aktienmarkt insgesamt auf seiner Rekordjagd.
Schwer traf es hingegen den Konkurrenten Merck & Co, der kürzlich mit einem Medikament ähnliches vermeldet und seine Aktien auf Rekordjagd geschickt hatte. Gewinnmitnahmen ließen den Kurs nun um knapp zehn Prozent einbrechen. Merck hatte für das mit dem Partner Ridgeback entwickelte Mittel in Großbritannien gerade eine erste Zulassung bekommen. Die Arznei soll das Risiko einer Einweisung oder eines Todes aber nur um etwa die Hälfte senken.
Leiden mussten ferner auch die in der Pandemie erfolgsverwöhnten Anleger von Impfstoff-Herstellern und diverser Konzerne, die vom Bedarf für Corona-Tests profitiert hatten. Anleger sorgen sich hier plötzlich um den weiteren Bedarf für Vakzine und Diagnostik. Die Anteile der Impfstoff-Pioniere BioNTech und Moderna setzten ihren freien Fall, den ein enttäuschendes Moderna-Absatzziel am Vortag ausgelöst hatte, mit einem Absturz um bis zu 21 Prozent fort, berichtet dpa-AFX. Beide Titel erreichten ein Tief seit Juli. BioNTech ging am Ende mit einem Minus von 20,9 Prozent aus dem US-Handel am Freitag, Moderna mit einem Minus von 16,6 Prozent.
Profiteur der Pfizer-Aussagen wurden dagegen Aktien aus dem Reise- und Freizeitsektor, die von der Pandemie lange Zeit besonders stark getroffen wurden. Sie reagieren auf positive wie negative Nachrichten zur Bewältigung der Pandemie üblicherweise besonders sensibel. Die Papiere von Fluggesellschaften American, United und Delta Airlines fielen dabei mit Anstiegen von bis zu 8,1 Prozent auf.
Die Pfizer-Aktie war am Donnerstag noch gemeinsam mit dem Impfstoff-Partner BioNTech deutlich unter Druck geraten, weil der Konkurrent Moderna seine Impfstoff-Absatzprognose auf 15 bis 18 Milliarden Dollar gekürzt hatte. Den Abschlag glich Pfizer nun aber wieder mehr als aus. Der Spitzenanstieg am Freitag bis auf 48,81 US-Dollar bedeutete für den Pharmariesen ein Hoch seit Ende August.
Pfizer ist nun kurzfristig sicher am besten aufgestellt, um sowohl vom weiteren Impfstoff-Absatz als auch von einem Corona-Mittel profitieren zu können. Doch auch BioNTechs Aussichten sind weiter stark. Der Impfstoff von BioNTech ist derzeit gefragt wie keiner, es ist wahrscheinlich, dass BioNTech am Dienstag seine Umsatzprognose anhebt. Doch entscheidend ist hier das langfristige Potenzial. Die Corona-Impfung hat die Forschungsmöglichkeiten von BioNTech in einem Ausmaß beschleunigt, wie es ohne Corona nicht möglich gewesen wäre. Der eigentliche Fokus des Unternehmens, die Pipeline im Bereich Onkologie, kann nun sowohl was die finanziellen Möglichkeiten angeht als auch, was die Akzeptanz in der Bevölkerung angeht, rasant vorangetrieben werden. Die langfristigen Aussichten bleiben deswegen stark. Kurzfristig gilt es aus charttechnischer Sicht, die 200-Tage-Linie erfolgreich zu verteidigen.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: BioNTech.
Die Autorin hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: BioNTech.
Hinweis auf Interessenkonflikte gemäß § 85 WpHG: Aktien von BioNTech befinden sich im AKTIONÄR-Depot und im Hebel-Depot.