Die beiden Bayer-Top-Seller Xarelto und Eylea verlieren peu à peu den Patentschutz. Beim Gerinnungshemmer hat das Unternehmen bereits den generischen Wettbewerbsdruck zuletzt zu spüren bekommen. Umso wichtiger werden neue Medikamente, um die Lücke zu schließen. Stefan Oelrich, Chef der Pharma-Division des DAX-Konzerns, hat indes das Erreichen der Ziele für 2024 bestätigt.
"Wir werden für 2024 am oberen Ende unserer Guidance abliefern", sagte der Manager am Montagabend der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX anlässlich der jährlichen JPMorgan Annual Healthcare Conference in San Francisco. Bayer rechnet für das Pharmageschäft 2024 mit einem währungsbereinigten Umsatzwachstum von 0,0 bis 3,0 Prozent nach 18,1 Milliarden Euro im Jahr 2023. Die bereinigte Gewinnmarge vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA-Marge) soll wechselkursbereinigt 26 bis 29 Prozent erreichen.
Der Umsatz von Xarelto wird immer stärker durch Patentverluste und die Konkurrenz günstiger Generika belastet. Auffangen sollen das weiterhin neben dem etablierten Kassenschlager Eylea - einem Augenmedikament - auch junge Arzneien wie Nubeqa (Prostatakrebs) und Kerendia (chronische Nierenerkrankung bei Diabetikern).
Die beiden noch recht neuen Mittel hatten in Summe in den ersten neun Monaten 2024 den Umsatzverlust von Xarelto mehr als ausgleichen können. Allerdings sind junge Medikamente weniger gewinnträchtig als etablierte, da noch vergleichsweise viel Geld in Vertrieb und Marketing gesteckt werden muss. Zudem hatte sich der Umsatzrückgang bei Xarelto im dritten Quartal deutlich beschleunigt: Um fast ein Viertel war es im Jahresvergleich nach unten gegangen. Das sei ein Anhaltspunkt, was auch 2025 zu erwarten sei, so Oelrich.
Angesichts der hohen Konzernschulden dürfte es vorerst auch weniger kleinere Deals geben. "Akquisitionen werden wahrscheinlich in den nächsten zwei Jahren etwas in den Hintergrund rücken, da wir versuchen unsere Schuldensituation zu verbessern", sagte Oelrich der Nachrichten Bloomberg ebenfalls am Montag in San Francisco. Es würden weiterhin Deals angestrebt, aber der Fokus dürfte weniger auf dem Kauf ganzer Unternehmen liegen.
Derzeit rechnet der Markt mit einer Stabilisierung des Geschäfts in der Pharma-Division, bevor ab 2027 wieder mehr Wachstum zu erwarten ist. Das Prostatakrebs-Medikament Nubeqa, bei dem sich Bayer ein Spitzenumsatzpotenzial von gut drei Milliarden Euro ausrechnet, dürfte einen wichtigen Beitrag dazu leisten.
Anleger können sich auf ein begrenztes Wachstumspotenzial in der Pharma-Sparte von Bayer in den kommenden Quartalen einstellen. Schließlich gilt es, die Patentklippe zu meistern. Aufgrund der immensen Nettoverschuldung ist zudem der Spielraum in Sachen M&A begrenzt. DER AKTIONÄR hat immer wieder auf diese Problematik hingewiesen. Die Einschätzung hat Bestand: Anleger bleiben weiter an der Seitenlinie.
Enthält Material von dpa-AFX
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Bayer.