Die Corona-Pandemie hat dem Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer bisher wenig anhaben können, dennoch sieht Konzernchef Werner Baumann Risiken. Genauere Informationen zur Lage, den gestern publizierten Zahlen zum ersten Quartal und der Causa Glyphosat erhalten Anleger bei der heutigen Hauptversammlung, die online durchgeführt wird.
"Wir stecken mitten in einer Krise, deren weiterer Verlauf derzeit nicht abgeschätzt werden kann", sagte der Manager auf der Hauptversammlung des Konzerns am Dienstag. Baumann betonte nach einem vorab verteilten Manuskript, für den Konzern komme es in den nächsten Monaten entscheidend darauf an, die "Lieferketten so widerstandsfähig wie möglich zu halten" und damit den Geschäftsbetrieb zu sichern.
Zu den Unsicherheiten, mit denen sich Bayer in den nächsten Monaten konfrontiert sehe, gehörten nicht zuletzt die Fragen, wie sich der weitere Verlauf der Krise auf die Finanzmärkte oder auf die Zahlungsfähigkeit der Bayer-Kunden auswirke. Auch die Folgen der Krise für die Nachfrage nach Bayer-Produkten ließen sich nur schwer prognostizieren. "Es kann sein, dass sich die Nachfrage nach einigen unserer Pharmaprodukte verringert, wenn Patienten nicht zum Arzt können und geplante Behandlungen verschoben werden", sagte Baumann. Bei den verschreibungsfreien Produkten sei noch ungewiss, ob es sich bei der derzeit hohen Nachfrage vor allem um Vorratshaltung handele oder tatsächlich um einen erhöhten Verbrauch.
Glyphosat-Rechtsstreitigkeiten im Fokus
Bayer beteilige sich weiterhin konstruktiv an den Mediationsgesprächen, hieß es. "Wir haben dabei einige Fortschritte erzielt, bevor der Ausbruch von Covid-19 auch dieses Thema üerlagert und den Verhandlungsfortschritt damit erheblich verlangsamt hat", sagte Baumann. Zahlreiche Termine hätten abgesagt werden müssen.
Wenngleich Baumann, anders als im Vorjahr als die Aktionäre ihm wegen der Causa Glyphosat die Entlastung verweigerten, dieses Jahr wohl kein ähnliches Debakel droht, hielten sich Anteilseinger schon vor der Hauptversammlung mit Kritik nicht zurück. "Bisher ist bei der Lösung der Rechtsfragen zu wenig geschehen", sagte Ingo Speich, Experte für Nachhaltigkeit und Corporate Governance bei der Fondsgesellschaft Deka Investment. "Solange sich Bayer nicht von den Klagen befreien kann, werden wir wahrscheinlich keine Erholung des Aktienkurses sehen."
Von der heutigen Hauptversammlung sind keine Impulse zu erwarten. Kurzfristig sendet die Bayer-Aktie indes klare Erholungssignale. Die besser als erwartet ausgefallenen Zahlen zum ersten Quartal 2020 unterstützen den positiven Trend. Investierte Anleger bleiben dabei und setzen auf die Fortsetzung der Aufwärtsbewegung in Richtung 65,00 Euro.
(Mit Material von dpa-AFX)