Die Causa Glyphosat ist bei Bayer immer noch nicht vom Tisch. Auch einige Jahre nach der Übernahme von Monsanto sehen sich die Leverkusener mit Tausenden von offenen Klagen konfrontiert. Und Glyphosat bleibt umstritten, Menschenrechtler haben sich vor wenigen Tagen bei der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) beschwert.
In ihrer Kritik an gentechnisch verändertem Saatgut und an dem Unkrautvernichter Glyphosat setzen Menschenrechtler den Agrarchemie-Konzern Bayer etwas unter Druck. Ein Bündnis aus Misereor und fünf anderen Organisationen teilte am Donnerstag in Berlin mit, dass man eine Beschwerde bei der OECD eingereicht habe.
Bayer fördere ein Agrarmodell, das zu Nahrungsunsicherheit, Wasserknappheit, extremer Abholzung, Gesundheitsgefahren und Landkonflikten zulasten von Indigenen und Kleinbauern führe. Damit verstoße der Konzern gegen die OECD-Leitsätze zum verantwortungsvollen unternehmerischen Handeln. Die Beschwerde bezieht sich auf Fälle in Brasilien, Argentinien, Paraguay und Bolivien. Bayer wies die Vorwürfe zurück.
"Das Unternehmen hat es versäumt, auf die schwerwiegenden Menschenrechts- und Umweltrisiken, die unmittelbar mit seinem Geschäftsmodell in der Region verbunden sind, angemessen zu reagieren", sagte Misereor-Vertreterin Sarah Schneider. "Weder wurden die Auswirkungen der Nutzung von gentechnisch verändertem Saatgut und Pestiziden überwacht, noch wurden effektive Maßnahmen ergriffen, um diese zu verhindern und abzumildern." In Brasilien, Argentinien, Bolivien und Paraguay werde mehr als die Hälfte der Agrarfläche mit Soja-Saatgut bewirtschaftet. Hierfür wiederum wird Glyphosat eingesetzt. Bayer verkauft beide Produkte, also das Saatgut und Glyphosat-Mittel.
Die OECD wird die Beschwerde nun in den kommenden Monaten prüfen. Im Anschluss könnte ein Beschwerdeverfahren bis zu einem Jahr dauern. Bayer drohen allerdings keine Sanktionen.
Die Beschwerde bei der OECD sollte nicht überbewertet werden. Allerdings steht Glyphosat einmal mehr deutlich in der Kritik. Anleger verharren beim DAX-Titel vorerst weiter an der Seitenlinie. Es mangelt nach wie vor an schlagkräftigen Kaufargumenten.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Bayer.
(Mit Material von dpa-AFX)