Mit dem Ukraine-Krieg hat sich das Bild für die deutschen Automobil-Hersteller deutlich eingetrübt. Das unsichere Umfeld 2022 stellt eine große Belastung auf der Angebotsseite dar. Das CAR-Institut erwartet aufgrund dessen einen Rückgang des Weltautomarkts 2022 unter das Niveau des ersten Corona-Jahres 2020. Was macht die VW-Aktie daraus?
„Wir haben neue Verwerfungen in der Zulieferkette durch den Ukraine-Krieg, die allerdings in drei Monaten wieder ausbalanciert sein sollten. Das ist nicht das Problem. Wesentlich schlimmer sind die Verwerfungen in den weltweiten Energiekosten und das ist das deutlich größere Problem“, sagt Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Institut.
"Wir haben neue Verwerfungen in der Zulieferkette durch den Ukraine-Krieg, die allerdings in drei Monaten wieder ausbalanciert sein sollten."
Dudenhöffer sieht noch weitere Schwierigkeiten, die es für die Automobil-Hersteller zu meistern gilt: Angebotsausfälle in China, die immer noch schwierige Halbleiterlage und der Ukraine-Zulieferausfall.
Nicht nur deshalb hat die Bank of America (BofA) das Kursziel für Volkswagen von 207 auf 173 Euro gesenkt. Geringere Verkaufszahlen und höhere Kosten bei möglicherweise fallenden Preisen bedeuten Gewinnrückgänge, schrieb Analyst Horst Schneider in einer Studie. Er kappte entsprechend seine Schätzungen und liegt für das Geschäftsjahr 2024 nun für alle Hersteller im Mittel gerechnet unter den Markterwartungen.
Zu hohe Erwartungen?
Gut möglich, dass die meisten Hersteller eher durchwachsene Absatzzahlen für das erste Quartalvorlegen. Aufgrund des aktuellen Umfelds könnten sich viele Prognosen der Unternehmen als zu optimistisch herausstellen.
Volkswagen kämpft aktuell nicht nur mit dem Hochfahren der Produktion im Segment Elektromobilität, auch beim wichtigen Zukunftsthema Software (Cariad) hakt es noch. Zur Erinnerung: Nicht die Hardware, sondern die Software wird das zentrale Element im Bereich der Elektromobilität in Zukunft sein. Dadurch können die Margen deutlich nach oben geschraubt werden.
"Der VW-Konzern hat sehr frühzeitig mit der Umsteuerung Richtung Elektromobilität begonnen. Der Kurs stimmt."
Auto-Experte Dudenhöffer sieht dennoch Volkswagen in einer guten Ausgangsposition. „Der VW-Konzern hat sehr frühzeitig mit der Umsteuerung Richtung Elektromobilität begonnen. Der Kurs stimmt, jede Menge an Innovationen im Produkt und der Organisation. Die Lösungen für die Probleme liegen in der Umsetzung“, so der Experte.
Die Entwicklung der eigenen Software stellt sicherlich ein Risiko für VW dar. Aktuell häufen sich die Probleme. Auf der anderen Seite stimmt die Elektro-Strategie zuversichtlich. Der Börsengang der Tochter-Porsche sollte zusätzlich stille Reserven freisetzen. Im Bereich zwischen 140 Euro und 145 Euro ist das Papier eine Spekulation wert.