Die Hauptversammlung von Volkswagen am Mittwoch war für das Management um Vorstand Oliver Blume kein Zuckerschlecken. Von Aktionärsvertretern gab es jede Menge Kritik. Kein Wunder, hakt es doch seit Monaten bei der Software-Tochter Cariad und den Absatzzahlen der reinen Elektroautos.
Eigentlich wollte VW-Chef Oliver Blume einfach nur Fakten schaffen und die Anteilseigner am Mittwoch auf der Hauptversammlung in Berlin von VWs Zukunft überzeugen. Blume berichtete im Rahmen der HV über seinen Zehn-Punkte-Plan, der dem Autobauer am Wendepunkt zur Elektromobilität und zum vernetzten Auto seine Stellung sichern soll.
Der Weg dorthin ist steinig. Seit Monaten hakt es bei der Software-Tochter Cariad. Immer wieder kommt es zu Verzögerungen, was zur Folge hatte, dass der Roll-Out wichtiger Modelle für den Konzern wie etwa der Elektro-Macan von Porsche und der Audi Etron verschoben werden musste.
Cariad soll jetzt neu aufgestellt werden. „Im eigentlichen Sinn entwickelt VW kein völlig eigenständiges OS, also Betriebssystem, mehr. Es werden Komponenten – etwa Halbleiter von Qualcomm oder Horizon Robotics - herangezogen, beim teilautonomen Fahren hat man die Allianz mit Bosch und auch beim Smart Cockpit wird man sich sicher Huawei, Samsung, Apple, Google, Microsoft-Lösungen genau anschauen“, sagt Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer gegenüber dem AKTIONÄR.
Die Analysten waren sich zuletzt uneins, was die weitere Entwicklung der VW-Aktie betrifft.
Die kanadische Bank RBC hat das Kursziel für Volkswagen vor dem Wochenende von 181 auf 160 Euro gesenkt, aber die Einstufung auf "Outperform" belassen. Der Ausblick des Autobauers impliziere eine Margenabsenkung im Jahr 2023, schrieb Analyst Tom Narayan in einer Studie. Zudem hege er den Verdacht, dass sich der Preis-Mix bereits bei allen wichtigen Marken normalisiere. Es werde auch einige Zeit brauchen, bis Volkswagen das Geschäft mit batteriebetriebenen E-Fahrzeugen in China wieder in den Griff bekomme.
Deutsche Bank Research dagegen hat die Volkswagen-Vorzugsaktien bereits vor der Hauptversammlung auf "Buy" mit einem Kursziel von 190 Euro belassen. Der Autokonzern scheine in ein starkes zweites Quartal einzufahren, schrieb Analyst Tim Rokossa in einer am Mittwoch vorliegenden Studie. Insgesamt sei die Roadshow des Managements recht ermutigend gewesen.
VW muss in den nächsten Wochen und Monaten Taten folgen lassen. Fakt ist, dass die Modellpalette dringend neue Impulse braucht.
Die Modelle ID.3, ID.4, ID.4 und ID.5 sind nett, aber im Wettbewerb mit Tesla oder BYD zu brav und zu wenig innovativ. Auch der erst kürzlich vorgestellte ID.7 ist kein Gamechanger für VW.
Die Aktie wurde am Donnerstag Ex-Dividende gehandelt. VW schüttete 8,76 Euro an seine Aktionäre aus. Aus charttechnischer Sicht bietet die Zone zwischen 115,00 Euro und 120,00 Euro Support für die Aktie.