Das private Raumfahrt-Unternehmen Virgin Galactic hat mit einem erfolgreichen Flug ins All seinen kommerziellen Flugbetrieb begonnen. In den kommenden Monaten soll es mindestens einmal monatlich ab in die kurze Schwerelosigkeit gehen. Die Aktie von Virgin Galactic ist nach einem kurzen Höhenflug wieder zurück auf dem Boden der Tatsachen.
Mit drei italienischen Wissenschaftlern und drei Mitarbeitern an Bord hat Richard Bransons Weltraum-Unternehmen Virgin Galactic seinen kommerziellen Flugbetrieb ins All unternommen. Das Raumflugzeug "VSS Unity" startete am vergangenen Donnerstag gemeinsam mit seinem Mutterflugzeug "VMS Eve" von einem Weltraumbahnhof im US-Bundesstaat New Mexico, wie Live-Bilder von Virgin Galactic zeigten.
In einer Höhe von etwa 14 Kilometern dockte "VSS Unity" von "VMS Eve" ab und startete einen kurzen Allflug. Danach landete die "VSS Unity" zurück auf dem Weltraumbahnhof. Virgin Galactic hat seinen ersten kommerziellen Raumflug erfolgreich abgeschlossen, "ein historischer Moment", kommentierte der britische Milliardär Branson via Kurznachrichtendienst Twitter.
When we started @VirginGalactic, we had an outlandish dream: to turn commercial space travel into a reality. Virgin Galactic has now completed its inaugural commercial spaceflight. What a moment. https://t.co/eWHfISJjz0 #Galactic01 pic.twitter.com/OEO2G8HQae
— Richard Branson (@richardbranson) June 30, 2023
Neben den Wissenschaftlern Walter Villadei, Angelo Landolfi und Pantaleone Carlucci von der italienischen Luftwaffe und dem nationalen Wissenschaftsrat Italiens waren noch mehrere Mitarbeiter von Virgin Galactic in unterschiedlichen Funktionen in beiden Flugzeugen beteiligt. Die Wissenschaftler sammelten auf dem kurzen Flug Daten für rund ein Dutzend Experimente. Für einen kurzen Zeitraum durften sie auch ihre Sitzplätze verlassen, erlebten Schwerelosigkeit und rollten eine italienische Flagge aus.
Die "VSS Unity" stieg auf eine Höhe von mehr als 80 Kilometer auf. Es gibt keine verbindliche, internationale Regelung, wo genau der Weltraum anfängt. Der Internationale Luftfahrtverband (FAI) und viele andere Experten sehen 100 Kilometer über der Erde als Grenze zum Weltraum an, andere Experten, Organisationen und Regierungen sehen die Grenze schon bei 80 Kilometern. Zum Vergleich: Die internationale Raumstation ISS befindet sich in etwa 400 Kilometer Höhe.
Vergnügen kostet 450.000 Dollar für anderthalb Stunden
Branson hat mit seinem Unternehmen Virgin Galactic schon seit rund 20 Jahren auf den Beginn des kommerziellen Flugbetriebs hingearbeitet – auch immer wieder mit Rückschlägen. Der nächste kommerzielle Start sei bereits für Anfang August geplant, diesmal mit "privaten Astronauten" an Bord, hieß es vom Unternehmen.
Tickets für die insgesamt rund anderthalb Stunden lange Tour sollen nach Unternehmensangaben rund 450.000 Dollar (etwa 400.000 Euro) kosten, mindestens jedoch 250.000 Dollar. Rund 800 Tickets sind Medienberichten zufolge schon verkauft.
Dem Aktienkurs von Virgin Galactic half der Start der kommerziellen Raumflüge nur im Vorfeld. Die Aktie war vor zehn Tagen bis auf 6,16 Dollar emporgeschossen, sackte aber kurze Zeit später wieder deutlich ab. Am Freitag ging der Wert an der Wall Street mit einem weiteren Tagesminus von 8,3 Prozent auf 3,88 Dollar aus dem Handel.
Hohe Betriebskosten
Derzeit können nur maximal sechs Passagiere pro Start in den Weltraum befördert werden. Anfangs soll es einmal monatlich in die Schwerelosigkeit gehen. So fließen nur etwa 1,5 Millionen US-Dollar pro Monat in die Kassen von Virgin Galactic. Bei aktuellen Betriebskosten von etwa 500 Millionen US-Dollar pro Jahr ist das ein Verlustgeschäft.
Um die hohen Kosten für den Aufbau des Weltraumtourismus-Geschäfts auszugleichen, muss Virgin Galactic die Anzahl der Flüge pro Monat hochschrauben. Doch dafür braucht die Firma mehr Raumflugzeuge. Und der Bau jedes dieser Space-Planes der "Delta-Klasse" kostet nach Angaben von Virgin Galactic 50 bis 60 Millionen US-Dollar.
Um dieses Kapital aufzubringen, wird Virgin neue Aktien ausgeben. Nach Angaben des Unternehmens wurden in den vergangenen fünf Jahren bereits fast 300 Millionen Aktien verkauft. Laut Motley Fool plant Virging Galactic, in Zukunft weitere Aktien im Wert von 400 Millionen Dollar auszugeben.
Beim aktuellen Virgin-Aktienkurs von 3,88 Dollar entspricht dies etwa 103 Millionen weiteren Aktien, die auf den Markt kommen. Mehr als jede dritte existierende Virgin-Galactic-Aktie dürfte dann in Zukunft eine "neue" Virgin Galactic-Aktie sein.
Konkurrenz schläft nicht
Und ob das zur Finanzierung der kommerziellen Raumflüge ausreicht, ist nicht sicher. Zumal Bransons Unternehmen nicht das einzige ist, das zahlungskräftigen Interessierten Weltraumreisen ermöglicht. Amazon-Gründer Jeff Bezos und sein Unternehmen Blue Origin schickten schon mehrere Passagiere ins All.
Konkurrent ist auch Elon Musks Raumfahrt-Firma SpaceX – wie Blue Origin nicht börsennotiert –, die bislang zwei komplett private Missionen zur Internationalen Raumstation (ISS) durchgeführt hat. Im Juli 2021 war Branson in einem Quasi-Wettrennen unter Milliardären zehn Tage vor Bezos mit seinem eigenen Raumschiff ins All geflogen.
Auch wenn die Finanzierung des spacigen Geschäfts teuer und die längerfristige Zukunft unsicher ist, dürfte Virgin Galactic in den kommenden Jahren im Weltraum-Tourismus-Geschäft eine Rolle mitspielen. Die Einzelaktie bleibt jedoch ein ganz heißes Pflaster und ist entsprechend nur für Hasardeure geeignet.
Virgin Galactic ist jedoch auch im Weltraum-Index von DER AKTIONÄR enthalten. Dieser bündelt insgesamt neun aussichtsreiche Unternehmen mit starkem Bezug zum Weltall und verteilt so das Einzelaktienrisiko auf mehrere Schultern. Mit dem Indexzertifikat WKN DA0AB7 können Anleger nahezu eins zu eins an der Entwicklung des Weltraum Index teilhaben.
(Mit Material von dpa-AFX)
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