Die Ereignisse überschlagen sich am Montag-Mittag. Nachdem die Mainzer Biopharma-Firma BioNTech einen hochwirksamen Impfstoff gegen das Coronavirus gefunden hat und diesen kurzfristig zur Freigabe einreichen will, explodieren die bis zuletzt so stark von der Corona-Pandemie gebeutelten Luftfahrt- und Touristik-Aktien.
Erstmals gibt es zu einem für Europa maßgeblichen Corona-Impfstoff Zwischenergebnisse aus der für eine Zulassung entscheidenden Studienphase. Das Mainzer Unternehmen BioNTech und der Pharmakonzern Pfizer teilten am Montag mit, ihr Impfstoff biete einen mehr als 90-prozentigen Schutz vor der Krankheit Covid-19. Schwere Nebenwirkungen seien nicht registriert worden.
BioNTech und der Pharmariese Pfizer wollten voraussichtlich ab der kommenden Woche die Zulassung bei der US-Arzneimittel-Behörde FDA beantragen. Die beiden Aktien schnellen nach oben.
Auch die TUI-Aktie explodiert. Nachdem sie bereits am Vormittag zeitweise 4,5 Prozent auf 3,70 Euro zulegte und damit auf die Entspannung nach dem Biden-Sieg reagierte, explodiert die Aktie am Mittag zeitweise auf 4,50 Euro und erreicht den höchsten Stand seit Juni. Von charttechnischer Seite her wird es nun spannend, ob die 200-Tage-Line demnächst geknackt werden kann.
Auch die neuen Quarantäne-Regeln helfen kurzfristig der TUI-Aktie. Wer aus einem ausländischen Corona-Risikogebiet kommt, muss sich nun vor der Einreise nach Deutschland unter www.einreiseanmeldung.de online registrieren. Die neue Seite ersetzt die bisherigen Aussteigekarten in Papierform, die in Flugzeugen ausgegeben wurden.
Die Informationen gehen an die Gesundheitsämter am Zielort des Reisenden. So sollen sie kontrollieren können, ob jemand die Quarantänepflicht einhält.
Bund und Länder hatten sich darauf verständigt, dass Reisende aus ausländischen Risikogebieten ohne triftigen Reisegrund zehn Tage lang in Quarantäne gehen müssen, mit Ausnahmen für notwendige Reisen und Pendler. Frühestens am fünften Tag nach der Einreise kann man einen Corona-Test machen – und die Quarantäne vorzeitig beenden, falls der Test negativ ausfällt. Die Umsetzung ist allerdings Ländersache.
TUI fliegt derzeit Touristen vor allem auf die Kanaren. TUIfly befindet sich derzeit in einem großen Umbau mit Personal-Kürzungen und Flugzeug-Abbau. Die Gewerkschaften gehen jedoch davon aus, dass die Reise-Nachfrage bei einer Erholung von der Corona-Krise zügig wieder so stark ansteigt, dass die Gesellschaft wesentlich mehr als 17 Flugzeuge benötigen werde, die künftig geplant seien.
Bereits jetzt – mitten in der Corona-Krise – fliegt TUIfly schon mit über 20 Flugzeugen fast ausschließlich auf die Kanarischen Inseln und dies könnte aufgrund der hohen Nachfrage noch gesteigert werden, zitierte airliners.de einen Gewerkschaftssprecher. Das zeige eindeutig, dass 17 Flugzeuge für den Heimatmarkt des weltgrößten Reiseveranstalters keinesfalls ausreichend sein werden.
Mit einem wirksamen Impfstoff gegen Covid-19 wächst die Hoffnung auch für den gebeutelten Reisekonzern TUI. Bis sich der Tourismus nachhaltig erholt, wird es jedoch noch viele Monate dauern. Wenn der Chart-Widerstand bei 4,50 Euro nachhaltig überwunden wird, würde auch von technischer Seite her eine erste Entwarnung gegeben werden.
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