Neben schwächelnden Ölpreisen (DER AKTIONÄR berichtete) bremst am Freitagnachmittag auch eine neue Drohungen des russischen Präsidenten Wladimir Putin die Shell-Aktie aus. Im Fokus steht dabei das milliardenschwere Öl- und Gasförderkonsortium Sakhalin Energy, bei dem der Kremlchef die Eigentumsrechte neu ordnen will.
Bei Sakhalin Energy handelt es sich um ein Joint-Venture, zu dessen Anteilseignern neben Gazprom auch die japanischen Konzerne Mitsui und Mitsubishi sowie der Mineralölkonzern Shell zählen. Das Konsortium fördert Öl und Gas vor der rohstoffreichen russischen Fernostinsel Sachalin und produzierte im Jahr 2020 rund 38 Millionen Barrel Öl sowie gut 11,6 Millionen Tonnen Flüssiggas.
Das Problem: Putin hat am Donnerstagabend die Umregistrierung Gasförderkonsortiums befohlen. "Die russische Regierung erschafft eine russische GmbH, auf die (...) alle Rechte und Pflichten der Sakhalin Energy Investment Gesellschaft übergehen", heißt es in dem Präsidentenerlass, der am Donnerstagabend veröffentlicht wurde.
Damit droht den ausländischen Altaktionären der Verlust ihrer Anteile, sollten diese sich nicht an der neuen, noch zu bildenden Betreibergesellschaft beteiligen. Um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen, hat die russische Regierung bereits angekündigt, die Anteile der Unternehmen, die sich nicht am neuen Schema beteiligen wollen, innerhalb von vier Monaten zu verkaufen und den Erlös auf ein Sperrkonto zu überweisen, an das die Firmen nicht herankommen.
Obendrein will Putin gegen ausländischen Konsortiumsmitgliedern, die ihm seine Loyalität verweigern, eine Prüfung wegen möglicher Umweltschäden in Russland durchführen und anschließend Kompensationsforderungen erheben.
Die Nachricht bremst die Aufwärtsbewegung der Shell-Aktie leicht aus: Am Freitagnachmittag klettern die Papiere an der Londoner Börse um rund ein Prozent. Seit Jahresbeginn summieren sich die Kursgewinne inzwischen auf rund 27 Prozent.
Putins Loyalitätstest kommt nicht von ungefähr: Bereits 2006 hatte Moskau mit diesem Druckmittel die Aufnahme von Gazprom in das zuvor rein ausländische Konsortium durchgesetzt. Für die Shell-Aktie wird das Umfeld derweil auch mit Hinblick auf Sorgen über die weitere Entwicklung der Ölnachfrage allmählich rauer. Dennoch besteht aus Sicht des AKTIONÄR keinerlei Grund zur Besorgnis, die Briten dürften auch auf dem aktuellen Ölpreisniveau prächtig verdienen. Anleger bleiben an Bord und beachten den Stoppkurs bei 19,70 Euro.
Mit Material von dpa-AFX