Kaum ein CEO hat in den vergangenen Jahren so polarisiert wie Ryanair-Chef Michael O’Leary. In seiner Branche gilt er als gnadenlos, unberechenbar und dennoch genial. Lange Zeit kannte die Ryanair-Aktie nur den Weg nach oben. Dann geriet die Aktie allerdings in Turbulenzen. Zweifel wurden laut, ob die Billig-Airline bereits ihre besten Zeiten hinter sich habe. Doch die Kehrtwende glückte. Von den Tiefstständen 2019 konnte sich die Aktie deutlich erholen. Mehr als 80 Prozent Kursplus stehen seitdem zu Buche.
Insbesondere die anhaltend tiefen Ticketpreise sowie die steigenden Treibstoffkosten hatten dem Konzern deutlich zugesetzt. Dazu geriet das bisherige System des radikalen Sparens an seine Grenzen, sodass es kaum noch Spielraum für weitere Kostensenkungen gab.
Nun soll alles besser werden. Ryanair-Chef O’Leary sieht die Airline wieder auf Kurs. An alten Mantras hält O’Leary allerdings nach wie vor fest. So gab er gegenüber der WirtschaftsWoche bekannt, dass Ryanair in absehbarer Zeit keine Langstreckenflüge anbieten werde. „Wir haben gesehen, dass es nicht geht“, sagte der 58-Jährige Ire in einem Interview. Konkurrenten wie Norwegian hätten sich daran versucht, seien aber brachial gescheitert.
Größte Unsicherheit ist nach wie vor, ob Ryanair seine 135 bestellten 737 Max-Maschinen rechtzeitig erhält. Hier ist O’Leary nach wie vor etwas skeptisch und rechnet mittlerweile damit, dass die ersten Maschinen voraussichtlich erst im Oktober ausgeliefert werden könnten.
Fakt ist: Die Ryanair-Aktie hat eine beachtliche Aufholjagd hingelegt. Die Analysten von Goldman Sachs sehen allerdings noch weiteres Potenzial und hoben am Dienstag ihr Kursziel von 17,00 auf 19,30 Euro an. Damit ergäbe sich ein theoretisches Upside-Potenzial von rund 21 Prozent. Erst vor kurzem hatte der Konzern seinen Ausblick für den Nettogewinn erhöht.
Für das Geschäftsjahr 2019/20, welches am 25. Mai endet, erachtet der Konzern einen Gewinn von 950 Millionen bis 1,05 Milliarden Euro als realistisch. Der Billigflieger profitierte nach eigenen Angaben von einem stärker als erwarteten Geschäft zum Jahresende sowie guten Buchungen für das kommende Quartal. Die Aktie hatte positiv auf die News reagiert und sprang am Freitag um zeitweise 11 Prozent nach oben.
Die kommenden Wochen dürften weiter spannend bleiben. Bis zum Allzeithoch bei 19,48 Euro ist noch etwas Luft. Der Aufwärtstrend der Aktie ist weiterhin intakt. Der nächste charttechnische Widerstand verläuft im Bereich der 16,76 Euro. Kurzzeitige Rücksetzer können durchaus als attraktive Einstiegschance gesehen werden.