Mit einem deutlichen Minus von mehr als fünf Prozent zählt die Aktie von RWE am Mittwoch im schwachen Marktumfeld zu den größten Verlierern im DAX. Für Verkaufsdruck sorgt ein Medienbericht, dass der Versorger Interesse an einer Übernahme des kriselnden dänischen Windriesen Ørsted habe.
Das Manager Magazin berichtet, dass RWE-Chef Markus Krebber den Kurssturz bei Ørsted nutzen möchte, um einen europäischen Windchampion zu schaffen. Ørsted gilt als Marktführer bei Offshore-Wind, musste wegen ausufernder Kosten aber zuletzt große Projekte beenden und Milliarden abschreiben – was für einen regelrechten Abverkauf an der Börse sorgte. Mit einer Marktkapitalisierung von rund 22 Milliarden Euro wäre der dänische Konzern dennoch nach wie vor ein großer Brocken für die mit gut 25 Milliarden Euro nur etwas wertvollere RWE.
Das Interesse von Krebber stieß laut dem Bericht aber ohnehin auf wenig Gegenliebe. Der dänische Staat, der 50,1 Prozent der Aktien hält, soll die derzeitige Situation nach dem Kurssturz als wenig geeignet für einen Deal mit RWE halten – durchaus nachvollziehbar, wenn man bedenkt, dass Ørsted noch Anfang 2021 fast viermal so viel wert war wie aktuell. Dennoch: Krebber bleibt laut Manager Magazin interessiert, er sehe die Absage nicht als dauerhaft an.
Durch einen Zusammenschluss würde ein grüner Riese entstehen, der auf einen Umsatz von rund 56 Milliarden Euro kommen würde. Allerdings ergeben sich auch viele offene Fragen. Inflation, steigende Zinsen und ausbleibende politische Unterstützung haben dafür gesorgt, dass viele Offshore-Projekte nicht rentabel abgearbeitet werden können. So könnten auch bei Ørsted noch weitere Abschreibungen drohen – angesichts dieser Risiken überwiegen am Markt angesichts des Kaufinteresses die Sorgen.
Die RWE-Aktie steht deutlich unter Druck, Ørsted zog kurzzeitig an, drehte aber ebenfalls schnell wieder ins Minus. DER AKTIONÄR erwartet aber ohnehin nicht, dass Dänemark an einem Deal derzeit Interesse hat. Die Situation dürfte sich vorerst wieder beruhigen.
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