Kommt der Concorde-Nachfolger aus Colorado? In den USA hat sich das Start-up Boom Supersonic zum "Einhorn" entwickelt, die Bewertung hat die Milliarden-Grenze überschritten. Deren Überschall-Flugzeug "Overture" ist zwar noch in der Entwicklung. Aber United Airlines sorgt nun dafür, dass die Wahrscheinlichkeit für den Bau gestiegen ist. Ein Börsengang ist ebenfalls denkbar...
Mit dem Ende der Concorde vor 18 Jahren sind Überschall-Jets aus der zivilen Luftfahrt verschwunden, doch mit United Airlines stellt eine große US-Fluggesellschaft nun die Weichen für ein Comeback in absehbarer Zeit. Das Unternehmen hat 15 Überschallverkehrsflugzeuge vom Typ "Overture" beim US-Start-up Boom Supersonic bestellt. Die Vereinbarung enthält zudem eine Kaufoption für 35 weitere Maschinen.
Boom Supersonic hat nach eigenen Angaben nun insgesamt schon 70 Bestellungen im Auftragsbuch für die "Overture", die an die legendäre Concorde erinnert. Der Betrieb des französisch-britischen Überschall-Passagierjets war 2003 eingestellt worden. Zuvor waren am 25. Juli 2000 bei einem Condorde-Unglück nahe Paris alle 109 Insassen ums Leben gekommen.
Noch sind die neuen Überschall-Jets in der Entwicklung. Es gibt noch keinen Prototyp, keine Produktionsstätte. Doch erste Flüge sind ab 2026 geplant. Der Transport von Passagieren wird zum Ende des laufenden Jahrzehnts anvisiert.
Dann sollen Flüge beispielsweise zwischen Frankfurt und New York in rund vier Stunden möglich sein. Boom Supersonic wirbt: "Die 'Overture' wird das erste Verkehrsflugzeug sein, das vom ersten Tag an kohlenstofffrei ist und in der Lage ist, mit 100 Prozent nachhaltigen Flugkraftstoffen (SAF) mit der doppelten Geschwindigkeit des derzeit schnellsten Passagierflugzeugs zu fliegen."
Finanzielle Details der Order nannten die beiden Unternehmen nicht. Doch die Anschub-Finanzierung der Milliarden-Pläne scheint gesichert. Im Dezember kündigte CEO Blake Scholl an, in einer Finanzierungsrunde weitere 50 Millionen US-Dollar erhalten zu haben, wodurch die Bewertung des Start-ups auf über eine Milliarde Dollar stieg. Insgesamt brachte die Runde eine Gesamtfinanzierung Boom Supersonic 210 Millionen Dollar ein. Davon wurden 45 Millionen Dollar bereits investiert. American Express Ventures hat ebenfalls eine strategische Investition angekündigt.
Die Finanzierung sollte dem Unternehmen helfen, bereits in 2022 einen verkleinerten Prototyp fliegen zu lassen. Im selben Jahr sollte der Grundstein für eine vollständige Flugzeugfabrik gelegt werden. Das Venture Capital reicht vorerst aus, um den Kapitalbedarf zu decken. Mittelfristig kommt jedoch auch ein Börsengang des Unternehmens infrage, glauben Börsianer. Dabei bietet die Möglichkeit, sich recht problemlos einen SPAC-Mantel zu beschaffen, eine besonders schnelle Form der Kapitalbeschaffung.
Die Faszination am Überschall – wenn die Fluggeschwindigkeit größer ist als die Schallgeschwindigkeit in der Umgebung des Flugzeuges – bewegt Ingenieure, Geschäftsleute und Flugpassagiere gleichermaßen. Immer wieder wurden in den vergangenen Jahren neue Ideen und Projekte entwickelt, aber marktreif umgesetzt bislang keines.
Neben dem Start-up Boom Supersonic aus Denver, dessen "Overture"-Jets mit 100 Prozent nachhaltigem Kraftstoff fliegen und viel effizienter als die Concorde sein sollen, entwickelt unter anderem auch der US-Rivale Aerion mit Unterstützung von Airbus einen Geschäftsflieger, der anderthalbfache Schallgeschwindigkeit erreichen soll. (Mit Material von dpa-AFX)
Ob nach der Corona-Pandemie insbesondere die Nachfrage von Geschäftsleuten wieder ein Niveau erreicht, dass sich auch Überschall-Interkontinental-Flüge lohnen, wird sich zeigen. DER AKTIONÄR hält sie über den Fortgang der Overture-Pläne und einen möglichen Börsengang von Boom Supersonic auf dem Laufenden.
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