Die Ölpreise sind am Mittwoch deutlich gestiegen. Gegen Mittag kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 108,87 US-Dollar. Das waren 3,90 Dollar mehr als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte WTI stieg um 3,87 Dollar auf 106,28 Dollar. Der Grund: das sich abzeichnende EU-Embargo auf russische Öllieferungen.
Nach einem Vorschlag der EU-Kommission sind jedoch generelle Übergangsfristen und Ausnahmen für zwei Länder vorgesehen. Darüber hinaus müssen dem Plan alle EU-Länder zustimmen, was ungewiss ist. Die mittelfristige Preisreaktion an den Erdölmärkten dürfte laut Experten vor allem davon abhängen, ob Russland sein Erdöl anderweitig absetzen kann und ob weltweit ausreichende Kapazitäten vorhanden sind, um ausfallendes russisches Öl zu ersetzen.
Commerzbank-Experte Carsten Fritsch verweist in einem Kommentar auf Daten der Internationalen Energieagentur IEA, wonach die EU-Länder Ende 2021 pro Tag 3,5 Millionen Barrel Rohöl und Ölprodukte aus Russland eingeführt haben. Diese Menge müsse jetzt anderweitig am Markt gefunden werden, was das Angebot verknappen dürfte. Das spreche für höhere Preise. Russland wiederum müsse sich nach anderen Abnehmern umschauen.
Im Tagesverlauf dürfte am Ölmarkt zunehmend die Geldpolitik der US-Notenbank Fed in den Blick rücken. Es wird erwartet, dass die Fed am Abend ihre im März begonnene Zinswende mit einer großen Anhebung um 0,5 Prozentpunkte fortsetzt. Es wäre die deutlichste Zinsstraffung seit mehr als zwei Jahrzehnten. Hintergrund der raschen geldpolitischen Straffung in der größten Volkswirtschaft der Welt ist die ausgeprägte Inflation, die gegenwärtig auf dem höchsten Stand seit gut 40 Jahren liegt. Ein Grund dafür sind hohe Energiepreise.
Die gestiegenen Ölpreise machen sich auch bei den Aktien der großen Ölkonzerne bemerkbar. Exxon Mobil, Shell, BP & Co können zulegen. Das Umfeld bleibt weiter gut für die Werte, Anleger bleiben an Bord. Nicht zu verachten außerdem die starken Dividendenzahlungen aller drei Öltitel.