Die Ölpreise sind am Freitag gestiegen und haben damit an die Preisaufschläge vom Vortag angeknüpft. Gegen Mittag kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseeölsorte Brent 109,33 US-Dollar. Das waren 1,74 Dollar mehr als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 1,14 Cent auf 106,50 Dollar.
Bereits am Donnerstag hatten die Ölpreise nach einem Pressebericht zugelegt. Demnach hat Deutschland seinen Widerstand gegen ein Verbot für Rohölimporte aus Russland aufgegeben. Deutschland sei nun bereit, kein russisches Öl mehr zu kaufen und mache damit den Weg für ein EU-Importverbot frei, berichtete das "Wall Street Journal" unter Berufung auf Regierungsvertreter. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte ein Ölembargo gegen Russland in dieser Woche bereits als "handhabbar" bezeichnet.
"Ein Ölembargo der EU gegen Russland rückt näher", kommentierte Rohstoffexperte Carsten Fritsch von der Commerzbank die jüngste Entwicklung. Seiner Einschätzung nach komme der deutsche Sinneswandel nicht überraschend, nachdem Wirtschaftsminister Habeck zuvor mitgeteilt hatte, dass Deutschland nur noch zwölf Prozent seiner Ölimporte aus Russland beziehe.
Die Ölaktien können davon allerdings derzeit nicht profitieren. Shell notiert im Minus, genauso wie Chevron und Exxon Mobil, die am heutigen Freitag Quartalszahlen vorgelegt haben. Der rasante Anstieg der Ölpreise durch den Krieg in der Ukraine hat Chevron zu einem kräftigen Gewinnsprung verholfen. Im ersten Quartal verdiente der zweitgrößte US-Ölkonzern unterm Strich 6,3 Milliarden Dollar. Das entspricht einem Anstieg von mehr als 350 Prozent gegenüber dem Ergebnis im Vorjahreszeitraum. Auch Exxon Mobil konnte einen deutlichen Ergebnisanstieg melden. Allerdings hatten Analysten im Vorfeld mehr erwartet.
Das Umfeld für Ölwerte bleibt derweil weiter gut. DER AKTIONÄR rät deswegen, bei den genannten Titeln die Gewinne laufen zu lassen. Zudem sind alle drei starke Dividendenzahler.
Hinweis auf Interessenkonflikte: Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Exxon Mobil.