Die Ölpreise sind am Montag deutlich unter Druck geraten. Am Markt war von anhaltenden Nachfragesorgen die Rede. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete am Mittag 102,00 US-Dollar. Das waren 4,66 Dollar weniger als am Freitag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 4,52 Dollar auf 97,55 Dollar.
Am Rohölmarkt dominieren zunehmend Sorgen über eine schwächere Ölnachfrage. Hintergrund sind die strengen Corona-Maßnahmen der chinesischen Regierung, die das Wirtschaftswachstum in- und außerhalb Chinas belasten. Die Wirtschaftsmetropole Shanghai geht bereits in die vierte Woche eines harten Lockdowns. Jetzt wurden auch die Bewohner Pekings zu Massentests aufgefordert.
"Die Bremsspuren dieser Maßnahmen auf die Ölnachfrage werden immer sichtbarer", kommentierte Carsten Fritsch, Devisenexperte bei der Commerzbank. Die Nachfrage nach Benzin, Diesel und Flugkraftstoffen in China könnte im April laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg um 20 Prozent unter dem Vorjahresniveau liegen. Auch gebe es weniger Angebotsausfälle, schreibt Fritsch. So scheine sich die Lage in Libyen zu normalisieren.
Gestützt werden die Ölpreise dagegen durch den Krieg Russlands in der Ukraine, der zu zeitweise schweren Verwerfungen am Ölmarkt geführt hat. Wegen des Kriegs und scharfer Sanktionen westlicher Länder fällt derzeit ein erheblicher Teil des russischen Erdölangebots faktisch aus. "Viel stärker dürften die Ölpreise allerdings nicht unter Druck geraten", schreibt daher Fritsch. "Denn die russische Ölproduktion fällt weiterhin und bei niedrigeren Ölpreisen könnte die Bereitschaft der Europäischen Union, ein Ölembargo gegen Russland zu verhängen, größer werden."
Im Zuge der gefallenen Ölpreise geben insbesondere auch die europäischen Ölaktien nach. Shell verliert auf der Handelsplattform Tradegate 3,2 Prozent, BP gibt 4,5 Prozent nach. Stablier präsentiert sich hingegen die Aktie vom US-Ölkonzern Exxon Mobil – das Papier gibt 1,8 Prozent nach. Alle drei Werte haben aber eine starke Rally hinter sich, eine Konsolidierung ist nun nicht ungewöhnlich. Anleger bleiben weiter investiert – schöner Bonus sind außerdem die hohen Dividendenausschüttungen.
Hinweis auf Interessenkonflikte: Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Exxon Mobil.