Die Aktie des chinesischen E-Mobiltiy-Newcomers Nio notiert am Donnerstagnachmittag deutlich im Plus. Anleger reagierten erfreut auf die veröffentlichten Q2-Zahlen, die nicht nur eine Verbesserung zum Vorjahr darstellten, sondern auch die Erwartungen übertrafen. Bringen die Zahlen jetzt die Trendwende?
Angetrieben von einer soliden Entwicklung der Auslieferungszahlen, meldete Nio einen deutlichen Umsatzsprung sowie einen geringeren Verlust als im Vorjahresquartal. So kletterte der Umsatz um 98,9 Prozent auf 17,5 Milliarden Yuan oder umgerechnet rund 2,2 Milliarden Euro. Der bereinigte Nettoverlust schrumpfte unterdessen von 5,4 auf 4,5 Milliarden Yuan. Die Analysten hatten mit Erlösen von 17,4 Milliarden und einem Verlust von 4,9 Milliarden Yuan gerechnet.
Neben den gestiegenen Auslieferungszahlen resultierte der geringere Verlust aus der verbesserten Bruttomarge bei den Autoverkäufen. Diese kletterte um sechs Prozentpunkte auf 12,2 Prozent, was vor allem auf Kostenoptimierungen zurückzuführen ist.
Die jüngste Entwicklung will das Management auch weiterhin vorantreiben. Man sei sicher, dass der Fokus auf effiziente Forschung und Entwicklung, Investitionen in die Infrastruktur, das Wachstumspotenzial im Massenmarkt und die kontinuierliche Optimierung des Produktportfolios zu weiteren Verbesserungen bei der Bruttomarge führen werde, so CFO Stanley Yu.
Für das laufende dritte Quartal erwartet das Management Auslieferungen in Höhe von 61.000 bis 63.000 Einheiten sowie einen Umsatz zwischen 19,1 und 19,7 Milliarden Yuan. In den Monaten Juli und August hat Nio bisher 40.674 Stromer ausgeliefert. Um das Ziel zu erreichen, müssen im September also mindestens 20.326 Autos an den Mann gebracht werden.
Die Lage bleibt angespannt
Trotz der erfreulichen Q2-Zahlen sollten sich Anleger allerdings noch nicht auf die Aktie stürzen. Nio fährt weiterhin hohe Investitionen. Vor allem die Batteriewechseltechnologie, welche ohne Frage ein Argument für dessen Autos ist, kostet viel Geld. So baut Nio zahlreiche Wechselstationen, welche deutlich teurer als Schnellader ausfallen, um seinen Kunden die Reichweitenängste zu nehmen und so die Verkäufe anzukurbeln. Auch der intensive Preiskampf in China könnte jederzeit wieder für Druck sorgen.
Zudem sehen Anleger wie auch Experten aufgrund der hohen Ausgaben aktuell keinen Weg in die Profitabilität. Laut Bloomberg-Daten wird der Free Cash Flow noch bis einschließlich 2026 negativ ausfallen und Nio bis dahin rund 28,7 Milliarden Yuan verbrennen wird. Allerdings ist hier auch zu erwähnen, dass der Cashbestand sowie die kurzfristig zugänglichen Barreserven von 41,6 Milliarden Yuan zum 30. Juni ausreichen sollten, um diese Durststrecke zu überstehen.
Nio hat im zweiten Quartal einen Erfolg verbucht. Doch aktuell sind die Aussichten noch nicht gut genug, um einen Einstieg zu rechtfertigen. Zumal der Kurssprung von zur Stunde 7,5 Prozent mit Blick auf den vorangegangenen Abverkauf nicht mehr als ein Tropfen Wasser auf den heißen Stein ist.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Nio.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Nio.