Von Endspurt kann in diesem Fall wahrlich nicht die Rede sein: Von den insgesamt rund 1.200 Kilometern müssen für Gazproms Pipeline Nord Stream 2 eigentlich nur noch etwa 160 Kilometer verlegt werden. Doch dieses Reststück ist seit Monaten Teil eines Wirtschafts- beziehungsweise Politkrimis geworden.
Nachdem die USA stetig mit weiteren Sanktionen drohen (nachdem der Versuch, die dänische Regierung einzuschüchtern, gescheitert ist), hat sich nun Josep Borrell, der hohe Vertreter der EU für Außen- und Sicherheitspolitik, zu Wort gemeldet: „Wir sind Zeugen dieser Entwicklungstendenz in Fällen von Iran, Kuba, Internationalem Strafgerichtshof und jüngst von Nord Stream 2 and Turkish Stream. Die Europäische Union lehnt die Anwendung von Sanktionen durch Drittstaaten gegen europäische Firmen … im Grundsatz ab. Mehr noch: Es geht auch darum, dass die Anwendung extraterritorialer Sanktionen gegen internationales Recht verstößt.
Rückschläge nicht ausgeschlossen
Zudem wurde erneut betont, dass die EU in diesem Fall auch durchaus in der Lage wäre, sich gegen die US-Einflussnahme zu wehren. Das Verbot der Einfuhr von Fracking-Gas aus den USA oder etwa Schutzzölle wären harte Schläge gegen die US-Energiekonzerne, die ohnehin schon unter den stark gesunkenen Preisen leiden. Mehr dazu lesen Sie hier.
Gazproms Marktmacht in Europa wird mittel- bis langfristig sicherlich wachsen, da die Reserven in der Nordsee weiter schwinden werden. Zudem will der Erdgasriese seine Position in China weiter ausbauen. Die Perspektiven für den Konzern bleiben also gut. Wegen der anhaltend hohen politischen Risiken bleibt die enorm günstig bewertete Aktie aber nach wie vor nur für mutige Anleger geeignet. Diese sollten ihre Position mit einem Stopp bei 4,20 Euro absichern.