Für die Aktie von Gazprom läuft es derzeit weiterhin rund. Ein Grund hierfür ist natürlich auch die Aussicht auf eine nahende Fertigstellung von Nord Stream 2. Über die Hintergründe des Verzichts auf US-Sanktionen hat sich nun der US-Außenminister Antony Blinken geäußert.
So verteidigte er den Verzicht auf Sanktionen gegen die Betreibergesellschaft bei einer Anhörung im Senat. Er räumte dort unverblümt ein, die Biden-Regierung habe den Bau der Pipeline nicht mehr aufhalten können. "Es war zu spät, die Verknüpfung dieser Rohre zu stoppen." Der Bau der Pipeline sei zu Bidens Amtsantritt im Januar schon zu mehr als 90 Prozent fertiggestellt gewesen.
"Die Deutschen sind an den Tisch gekommen"
Das schlechteste Szenario wäre gewesen, wenn die Pipeline fertiggestellt würde und zugleich das Verhältnis zu Deutschland vergiftet wäre und die Deutschen keinerlei Anreiz hätten, mit den USA bei dem Thema zu kooperieren, sagte der US-Chefdiplomat. "Die Deutschen sind jetzt an den Tisch gekommen."
In den Gesprächen gehe es etwa darum, eine Lösung zu finden für ausfallende Transit-Gebühren für die Ukraine, und automatische Maßnahmen einzuplanen, die greifen müssten, falls sich Moskau unangemessen verhalte.
Blinken betonte, der physische Bau der Pipeline sei zwar nicht mehr aufzuhalten gewesen. Einflussmöglichkeiten gebe es aber mit Blick auf den Betrieb der Pipeline und die Auswirkungen auf die Ukraine und andere Länder. Über diese Dinge sei nun mit den Deutschen zu sprechen. Selbst wenn die Pipeline fertiggestellt sei, seien etwa Versicherungen und Genehmigungen nötig. "Und all das schauen wir uns genau an."
Die Perspektiven für Gazprom bleiben gut und die Bewertung ist trotz des kräftigen Kursanstiegs immer noch sehr günstig. Der Chart hat allerdings mittlerweile fast schon eine kleine Fahnenstange ausgebildet, die Gefahr von stärkeren Korrekturen im Zuge von Gewinnmitnahmen wächst nun natürlich. Anleger können aber nach wie vor an Bord bleiben. Der Stoppkurs sollte auf 4,60 Euro nachgezogen werden.
Mit Material von dpa-AFX